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Medikamente: Verschiedene Wege zum Ziel

ArtikelLesezeit: 5:00 min.
Apothekerin nimmt ein Medikament aus dem Regal

Bildnachweis: © stock.adobe.com / Karanov images

Kopfschmerzen, Fieber, Schlafprobleme: Für diese und viele weitere Beschwerden gibt es Medikamente. Wir zeigen, was synthetisch hergestellte und pflanzliche Mittel unterscheidet, und erklären, warum Homöopathie einen Sonderstatus hat. Außerdem lesen Sie, in welchen Fällen die AOK die Kosten für Medikamente trägt und wann nicht.

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Anke Greven

Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie, Master of Public Health
ServiceCenter AOK-Clarimedis

Welche Medikamentengruppen gibt es?

In Deutschland sind über 100.000 Medikamente zugelassen. Sie lassen sich nach unterschiedlichen Kategorien einteilen:

  • frei verkäuflich
  • apothekenpflichtig
  • rezeptpflichtig

Oder man unterscheidet Medikamente nach Darreichungsform, also danach, wie sie „verpackt“ sind. Auf dem Markt sind zum Beispiel:

  • feste Darreichungsformen wie Tabletten oder Kapseln
  • flüssige wie Tropfen oder Sirups
  • halbfeste wie Salben oder Cremes
  • Sonderformen wie Pflaster oder Sprays

Medikamente lassen sich aber auch danach unterscheiden, ob sie pflanzliche oder synthetische Inhaltsstoffe enthalten.

Synthetisch hergestellte Medikamente

Die synthetischen Medikamente bilden die größte Gruppe auf dem Markt. Sie können gegen eine Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden eingesetzt werden.

Bestehen aus

Synthetische Medikamente werden künstlich hergestellt. Manche dieser Wirkstoffe haben ihren Ursprung in einer Arzneipflanze oder der Natur und werden chemisch verändert. Das Ziel: die Stoffe noch wirksamer zu machen. Die Medikamente können einen oder mehrere Wirkstoffe enthalten. Zusätzlich sind in der Regel Hilfsstoffe enthalten. Diese haben keine pharmazeutische Wirkung. Sie sind zur Herstellung notwendig, können Aussehen und Geschmack der Medikamente verbessern oder die Einnahme vereinfachen. Die Hersteller setzen zum Beispiel Gelatine, Farbstoffe oder Zucker als Hilfsstoffe ein.

So wirken sie

Da es sehr unterschiedliche synthetische Medikamente gibt, lässt sich die Wirkung nicht einheitlich beschreiben. Schmerzmittel greifen in verschiedene Prozesse im Körper ein, die für das Schmerzempfinden verantwortlich sind. So können beispielsweise Entzündungsschmerzen gelindert oder die Wahrnehmung von Schmerzen beeinflusst werden. Schmerztabletten wie Ibuprofen beispielsweise hemmen die Bildung der Prostaglandine, die im Körper den Schmerz weiterleiten.

 

Risiken und Nebenwirkungen

Synthetische Arzneimittel durchlaufen einen strengen Zulassungsprozess nach den Vorgaben des Arzneimittelgesetzes. Das Arzneimittelgesetz regelt sehr genau, wie Arzneimittel herzustellen sind. Das garantiert eine gleichbleibende Qualität. Jedes wirksame Medikament hat Nebenwirkungen. Auch bei apothekenpflichtigen Arzneimitteln ist daher bei einer längeren Einnahme eine Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin erforderlich. Halten Sie sich grundsätzlich an die Dosierung und die Einnahmehinweise in der Packungsbeilage, dies gilt insbesondere für Schwangere und Kinder.

Häufig eingesetzt bei

Schmerzen, Fieber

Pflanzliche Medikamente

Pflanzliche Medikamente werden auch Phytopharmaka genannt. Sie sind eine beliebte Alternative und gelten bei Patienten und Patientinnen häufig als „sanfte Medizin“ im Vergleich zu den synthetisch hergestellten Medikamenten. Doch es gibt auch Gegenbeispiele: Strychnin etwa kann aus den Samen der Brechnuss gewonnen werden, ist pflanzlich und wurde früher als Rattengift verwendet!

Bestehen aus

Sie bestehen aus pharmazeutisch bearbeiteten Zubereitungen von Arzneipflanzen, die oft schon eine lange Tradition in der Heilkunde haben. Welcher Teil genutzt wird, ist unterschiedlich: Blätter und Blüten werden ebenso verarbeitet wie Früchte, Knospen oder Wurzeln. Hilfsstoffe können die Hersteller ebenso nutzen wie bei synthetischen Medikamenten. Bekannte Arzneipflanzen sind Baldrian, Teufelskralle, Ginkgo oder Johanniskraut.

So wirken sie

Die Inhaltsstoffe wirken an unterschiedlichen Stellen im Körper und beeinflussen auf diese Weise etwa Strukturen im Gehirn. Um eine Wirkverbesserung zu erreichen, werden Heilpflanzen gelegentlich kombiniert. Eine häufige Kombination ist beispielsweise Baldrian und Hopfen oder Melisse. Aus Schlafmohn lässt sich der schmerzstillende Stoff Morphin gewinnen. Morphin hemmt die Schmerzweiterleitung und senkt das Schmerzempfinden des Patienten und wird daher zur Behandlung von starken und stärksten Schmerzen verwendet.

Risiken und Nebenwirkungen

Auch Medikamente auf pflanzlicher Basis haben Nebenwirkungen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie mit den behandelnden Medizinern die richtige Dosierung besprechen und Hinweise zur Einnahme im Beipackzettel beachten. Bedenken Sie auch mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Diese treten auch bei pflanzlichen Mitteln auf. Von längerfristiger Selbstmedikation ist dringend abzuraten. Insbesondere wer unter Allergien leidet, sollte bei pflanzlichen Mitteln vorsichtig sein. Gleiches gilt für Kleinkinder und Schwangere.

Häufig eingesetzt bei

Erkältungsbeschwerden, Schlafproblemen, Magen-Darm-Problemen

Traditionelle pflanzliche Arzneimittel haben einen Sonderstatus

Für traditionelle pflanzliche Arzneimittel existiert ein erleichtertes Verfahren, bei dem keine klinischen Daten zur Wirksamkeit vorgelegt werden müssen. In Bezug auf die pharmazeutische Qualität und die Sicherheit des Arzneimittels sieht das Registrierungsverfahren keine Vereinfachungen vor, es gelten die gleichen Standards wie für andere Arzneimittel.

Homöopathische Mittel

Homöopathie geht vom Ähnlichkeitsprinzip aus. Hierbei wird ein Inhaltsstoff verwendet, der bei Gesunden in höherer Konzentration ähnliche Symptome hervorruft wie die Krankheit.

Bestehen aus

Homöopathische Mittel enthalten den entsprechenden Wirkstoff in hochverdünnter Form. Das schrittweise Verdünnen einer „Urtinktur“ wird Potenzieren genannt. Die Verdünnung ist so hoch, dass der eigentliche Wirkstoff nicht mehr nachzuweisen ist. Bekannt ist die Darreichung in weißen, kleinen Kügelchen, den sogenannten Globuli. Es gibt sie jedoch auch als Tabletten oder Tropfen. Globuli bestehen aus Zucker als Trägerstoff.

So wirken sie

Aus wissenschaftlicher Sicht gar nicht. Anhänger der Homöopathie glauben, dass die Wirkung zunimmt, je höher die Potenzierung ist. Eine wissenschaftliche Begründung und ein Nachweis für eine pharmakologische Wirksamkeit homöopathischer Arzneien existieren nicht. Selbst auf der Website der Deutschen Homöopathie-Union (DHU), eines großen Herstellers homöopathischer Mittel, heißt es: „Den zugrundeliegenden Wirkmechanismus für diese Regulationsfunktion homöopathischer Arzneimittel können wir allerdings bis heute nicht erklären.“

Risiken und Nebenwirkungen

Bei Homöopathie sind indirekte Schäden relevant, wenn bei schweren Erkrankungen Homöopathie gegenüber der Schulmedizin bevorzugt wird. Wenn beispielsweise im Rahmen einer Krebserkrankung auf die Homöopathie statt auf die Krebstherapie zurückgegriffen wird, ist das sehr riskant.

Häufig eingesetzt bei

Verstauchungen, Menstruationsbeschwerden, Schlafstörungeni

Frau mit Headset am Computer.

AOK-Clarimedis

Medizinische Hilfe am Telefon.

Naturheilkunde und Homöopathie – bedeutende Unterschiede

In der Naturheilkunde kommen Medikamente zum Einsatz, die Extrakte aus bewährten Heilpflanzen enthalten. Von diesen Arzneimitteln dürfen keine Gesundheitsgefahren ausgehen. In der Homöopathie kommen hochverdünnte pflanzliche oder andere Stoffe wie beispielsweise Schwefel zum Einsatz. Die Wirksamkeit ist nicht wissenschaftlich belegt.

Welche rechtlichen Vorgaben gelten für Arzneimittel?

Rechtliche Bestimmungen zu Medikamenten in Deutschland finden sich im Arzneimittelgesetz. EEs regelt unter anderem, welche Anforderungen für die Arzneimittel gelten, was bei der Abgabe der Medikamente, deren Herstellung und Zulassung zu beachten ist.

Für Medikamente gilt: Hersteller müssen in klinischen Studien die Wirkung des Arzneistoffs nachweisen und mögliche Nebenwirkungen feststellen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) prüft in Deutschland, ob Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit sichergestellt sind.

Homöopathika sind zum Teil wie ein Arzneimittel durch das BfArM zugelassen oder sind dort nur als homöopathisches Arzneimittel registriert worden. Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel, sondern unterliegen dem Lebensmittelgesetz!

Wann übernimmt die AOK die Kosten meiner Medikamente?

Die AOK zahlt für Medikamente, deren therapeutischer Nutzen nachgewiesen ist. Voraussetzung dafür ist beispielsweise, dass die Arzneimittel in Deutschland oder Europa zugelassen sind. Die Kostenübernahme wird auch durch den Gesetzgeber geregelt, der bestimmt, welche Arzneimittel erstattet werden dürfen und welche nicht. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat den Auftrag, diese Richtlinien zu konkretisieren.

In der Regel übernimmt die AOK keine Kosten für rezeptfreie beziehungsweise nicht verschreibungspflichtige Medikamente. Es sei denn, es handelt sich um Medikamente für Kinder unter zwölf Jahren oder Mittel für Jugendliche mit Entwicklungsstörungen unter 18 Jahren. Ausnahmen gelten auch, wenn das nicht verschreibungspflichtige Medikament als Therapiestandard bei einer schweren Erkrankung gilt.

Was sind Generika?

KKostengünstige Alternativen zu Originalpräparaten heißen Generika. Medikamente, die zum ersten Mal mit einem neuen Arzneistoff auf den Markt gebracht werden, unterliegen dem Patentschutz eines Herstellers. Nur er darf in dieser Zeit das Medikament auf den Markt bringen. Sobald der Patentschutz abgelaufen ist, dürfen andere Anbieter Generika, die den Wirkstoff eines Originalpräparats enthalten, herstellen. Für Generika gelten dieselben Anforderungen an Arzneimittelsicherheit und Qualität, aber sie müssen kein kostenintensives Zulassungsverfahren durchlaufen und sind daher preisgünstiger.

Was versteht man unter Biologika?

Biologika sind Wirkstoffe, die gentechnisch hergestellt wurden. Sie sind auch unter dem englischen Begriff Biologicals bekannt. Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei aber nicht um pflanzliche Mittel. Biologika sind Proteine, die biotechnologisch hergestellt und zu therapeutischen Zwecken genutzt werden. Sie können beispielsweise gezielt ins Immunsystem eingreifen. Biologika werden unter anderem bei Krebs, Morbus Crohn oder rheumatoider Arthritis eingesetzt. Ähnlich wie es bei Medikamenten Generika gibt, sind auch Nachahmerpräparate der Biologika auf dem Markt – die sogenannten Biosimilars.

Letzte Änderung: 27.05.2022