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Restless Legs Syndrom: Wenn die Beine keine Ruhe finden

ArtikelLesezeit: 4:00 min.
Frau mit RLS Restless Legs Syndrom liegt im Bett

Bildnachweis: © stock.adobe.com / Andrey Popov

Nächtlicher Bewegungsdrang, Kribbeln, Ziehen in den Beinen – das Restless-Legs-Syndrom (RLS) raubt vielen den Schlaf. Hier lesen Sie, woran Sie RLS erkennen, welche Ursachen infrage kommen und was gegen unruhige Beine hilft – von Alltagstipps über Eisen bis zu Medikamenten.

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Dr. Silke Leesemann

Fachärztin für Neurologie
ServiceCenter AOK-Clarimedis

Was ist das Restless-Legs-Syndrom – und wie fühlt es sich an?

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Störung, die vor allem am Abend und in der Nacht Beschwerden verursacht. Bis zu zehn Prozent der Deutschen leiden mindestens einmal im Leben unter dem Restless-Legs-Syndrom.

Betroffene spüren Missempfindungen tief in den Beinen, verbunden mit einem starken Drang, diese zu bewegen. Bewegung lindert die Symptome meist vorübergehend. Frauen sind häufiger betroffen, und die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Typisch: Beschwerden treten in Ruhe abends oder nachts auf und stören den Schlaf.

Woran erkennen Sie die Symptome – und was ist typisch für unruhige Beine?

RLS äußert sich als Ziehen, Kribbeln, Brennen oder „Ameisenlaufen“ in den Beinen – oft beidseitig. Viele beschreiben eine innere Unruhe, die sie kaum stillsitzen lässt. Tagsüber sind die Symptome oft schwächer, können aber bei langem Sitzen, etwa auf Reisen, zunehmen. Viele, die von unruhigen Beinen geplagt sind, verspüren einen enormen Bewegungsdrang. Doch oft kommen die Beschwerden zurück, sobald sich die Betroffenen wieder hinlegen und entspannen. Die unruhigen Beine bringen Betroffene also regelrecht um den Schlaf. Wer müde ist, ist unkonzentrierter und reizbarer. Wird das ein Dauerzustand, ist das eine enorme Belastung – körperlich und psychisch. Es kann sein, dass die Beschwerden schubweise auftreten – also wochenlang, bevor dann wieder lange Pause ist. 

Welche Ursachen hat RLS – und welche Risikofaktoren spielen eine Rolle?

Wie das Restless-Legs-Syndrom entsteht, ist noch nicht vollständig geklärt. Fachleute vermuten mehrere Faktoren, die zusammenspielen. Eine wichtige Rolle scheint der Eisenstoffwechsel im Gehirn zu spielen: Fehlt dort Eisen, funktioniert der Botenstoff Dopamin nicht richtig – und genau dieser steuert Bewegungen. Auch das körpereigene Opioidsystem könnte beteiligt sein. Viele Betroffene berichten zudem von weiteren Fällen in der Familie. Inzwischen sind verschiedene Gene bekannt, die das Risiko für RLS erhöhen. Neben dieser erblichen Veranlagung können bestimmte Erkrankungen oder Lebensumstände die Beschwerden begünstigen, neben dem Eisenmangel und Blutarmut (Anämie) sind dies Nierenerkrankungen, Schilddrüsenprobleme, Diabetes, Nervenschädigungen in Armen und Beinen oder eine Schwangerschaft. Auch manche Medikamente – zum Beispiel einige Antidepressiva oder Beruhigungsmittel – können die Symptome verstärken. Oft lässt sich aber keine eindeutige Ursache finden.

Wie läuft die Diagnostik ab und welche Untersuchungen sind sinnvoll?

Am Anfang steht ein ausführliches Gespräch: Der Arzt fragt nach typischen Beschwerden, deren Verlauf sowie nach Fällen in der Familie. Dabei wird auch geprüft, ob andere Ursachen infrage kommen, die ähnliche Symptome hervorrufen können. Eine Blutuntersuchung dient dazu, einen Eisenmangel oder Erkrankungen wie eine Nierenfunktionsstörung aufzudecken. Entscheidend ist vor allem der Ferritinwert, ergänzt um die Transferrinsättigung.

Ein Schlaflabor ist nur in besonderen Fällen sinnvoll, etwa wenn die Diagnose unsicher ist oder andere Schlafstörungen ausgeschlossen werden sollen. Dort lassen sich auch periodische Beinbewegungen im Schlaf messen, die bei vielen Betroffenen auftreten.

Früher wurde teilweise ein sogenannter L-Dopa-Test genutzt: Bessern sich die Beschwerden nach einmaliger Gabe von Levodopa, spricht das für ein RLS. Heute gilt er jedoch nur noch als unterstützend und nicht als alleiniger Nachweis.

Bei wem tritt RLS auf?

Frauen haben häufiger mit unruhigen Beinen zu kämpfen als Männer. Außerdem leidet bis zu einem Viertel der Schwangeren unter dem RLS. Beginnen die Beschwerden erst mit der Schwangerschaft, verschwinden sie danach meist auch wieder von selbst.

Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, überproportional jedoch bei Menschen zwischen 30 und 40 Jahren.

Tritt die Krankheit auch bei Kindern auf?

Ja. Auch Kinder und Jugendliche können das Restless-Legs-Syndrom haben. Allerdings ist das selten. Schätzungen gehen von zwei bis vier Prozent aus. Meist sind die Anlagen hier vererbt. Studien zeigen: Mancher Erwachsener, der die Diagnose RLS bekommt, erinnert sich, dass die Symptome schon früher anfingen.

Die meisten Kinder bemerken das Restless-Legs-Syndrom im Alltag kaum. Sollten sie über längere Zeit damit Probleme haben, ist eine ärztliche Abklärung wichtig. Oft äußert sich die Krankheit bei Kindern zuerst durch Schlafstörungen aufgrund des Bewegungsdranges. Auch unruhiges Hin- und Herschaukeln und rastloses Herumlaufen sind typisch. Da dieses Verhalten aber nicht direkt auf das RLS hinweist, wird die Diagnose mitunter nicht gestellt. Kinderärzte vermuten möglicherweise eher Wachstumsschmerzen oder ADHS.

Ist das Restless-Legs-Syndrom heilbar?

Heilen lässt sich das RLS nicht. Unter anderem, weil die Ursache nicht immer klar ist. Doch die Symptome lassen sich gut behandeln, sodass ein Alltag ohne Einschränkungen weitgehend möglich ist.

Wie wird das Restless-Legs-Syndrom behandelt?

So unterschiedlich wie die Ursachen sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Nur wenn die Ursachen bekannt sind, kann die Therapie dort ansetzen – etwa indem Mediziner Eisenpräparate verschreiben, um einen Mangel auszugleichen. Bei RLS wird Eisen substituiert, wenn der Ferritinwert niedrig oder „niedrig-normal" ist – häufig unter 50–75 µg/l. Ziel ist oft ein Ferritinwert von mindestens 75–100 µg/l.

Wenn die RLS-Diagnose gesichert ist, kommt auch eine Behandlung mit Medikamenten infrage. Insbesondere wenn die Krankheit den Alltag stark einschränkt. Je nach Beschwerden und Begleiterkrankungen werden Dopaminagonisten oder sogenannte Alpha-2-Delta-Liganden verschrieben. 

Wichtig zu wissen: Durch eine medikamentöse Therapie können sich die Beschwerden auch verschlimmern (Augmentation). Außerdem kann es unerwünschte Nebenwirkungen geben. Bei Restless Legs in der Schwangerschaft ist die Medikamentengabe nur in Ausnahmefällen möglich. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, die Beschwerden zunächst mit nicht-medikamentösen Maßnahmen zu lindern. In jedem Fall ist die Abstimmung mit einem Arzt nötig.

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Tipps für Betroffene

Ist nicht klar, woher die unruhigen Beine kommen, lassen sich nur die Symptome lindern.

Einschlafrituale

Finden Sie Ihre persönliche Abendroutine: Trinken Sie einen Kräutertee vor dem Schlafengehen oder hören Sie beruhigende Musik. Das entspannt und signalisiert dem Körper die bevorstehende Nachtruhe. Vermeiden Sie Stress und belastende Gespräche am Abend.

Fester Schlafrhythmus

Gehen Sie möglichst jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett und stehen Sie zur gleichen Zeit wieder auf. Wenn möglich, passen Sie den Schlafrhythmus Ihrem Biorhythmus an.

Richtig ernähren

Essen Sie abends nicht zu schwer und generell ausgewogen. Achten Sie darauf, genug Eisen zu sich zu nehmen. Es steckt in Fleisch, aber auch in Vollkornprodukten, grünem Blattgemüse wie Spinat, Getreide, Nüssen und Hülsenfrüchten.

Obst und andere Nahrungsmittel mit Vitamin C helfen dem Körper dabei, das Eisen aufzunehmen. Verzichten Sie auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke.

Nichtraucher werden

Das Rauchen aufzugeben kann die Symptome des Restless-Legs-Syndroms lindern.

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Kühlende Umschläge oder eine kalte Fußdusche vor dem Schlafengehen können helfen. Auch Beine und Füße zu massieren, kann sinnvoll sein.

Entspannung & Ablenkung

Ob durch Lesen, Basteln oder Heimwerken: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Gedanken nicht um die unruhigen Beine kreisen. Auch Yoga, Progressive Muskelentspannung oder Meditationsübungen bringen Erleichterung.

Bewegung

Bewährt ist, sich regelmäßig zu bewegen: Nordic Walking, Spazieren, Radfahren. Vermeiden Sie aber, dass Sie den Kreislauf abends noch mal richtig ankurbeln.

Regionale Selbsthilfegruppen und mehr Informationen zum Umgang mit dem RLS finden Sie über die Deutsche Restless Legs Vereinigung.

FAQ

Was kann ich nachts sofort gegen unruhige Beine tun?

Stehen Sie auf und gehen Sie ein paar Schritte. Dehnen Sie die Waden sanft oder probieren Sie eine kalte oder warme Kompresse aus. Verzichten Sie abends auf Kaffee und Alkohol – das kann die Beschwerden verstärken.

Welche Blutwerte sollte ich beim Restless-Legs-Syndrom prüfen lassen?

Lassen Sie Ihren Eisenspeicher (Ferritin) bestimmen. Oft verursachen schon „niedrig-normale" Werte Probleme. Ihr Arzt erklärt Ihnen, ob eine Eisenbehandlung sinnvoll ist und wie hoch Ihr Ferritin sein sollte.

Gibt es Medikamente gegen Restless-Legs-Syndrom?

Ja, es gibt verschiedene Wirkstoffe. Treten die Symptome häufiger auf, kommen verschiedene Medikamente infrage – je nachdem, was bei Ihnen im Vordergrund steht. Ihr Arzt wählt gemeinsam mit Ihnen das passende aus.

Letzte Änderung: 21.10.2025

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