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Blutwerte geben Aufschluss über unsere Gesundheit – von Vitaminmangel bis zu Organfunktionen. Doch welcher Wert sagt was aus? Wann ist ein Arztgespräch und gegebenenfalls eine Supplementierung sinnvoll? Wir erklären die wichtigsten Blutwerte und geben praktische Tipps.

Facharzt für Innere Medizin
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Inhalt:
Warum Blutwerte so wichtig sind
Die wichtigsten Blutwerte im Überblick
Vitamine und Nährstoffe: Was Ihr Körper braucht
Die wichtigsten Mineralstoffe und Spurenelemente
Kleines und großes Blutbild und erweiterte Blutwerte: Wann sind sie sinnvoll?
Laborwerte richtig verstehen und interpretieren
Supplementierung: Wann, wie und für wen?
Unser Blut ist ein hochkomplexes Transportsystem, das Sauerstoff, Nährstoffe und Hormone zu den Zellen bringt und Stoffwechselprodukte – also Abfallstoffe, die in den Zellen entstehen – wieder abtransportiert. Blutwerte geben uns einen tiefen Einblick in die Vorgänge unseres Körpers – und können frühzeitig Hinweise auf Mangelzustände oder Erkrankungen liefern.
Doch Blutwerte sind nicht nur wichtig, wenn bereits etwas schiefläuft. Im Gegenteil: Sie sind ein wertvolles Frühwarnsystem. Das ist entscheidend, denn viele Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Osteoporose entwickeln sich schleichend. Wer seine Blutwerte im Blick hat, kann Risiken frühzeitig erkennen und gegensteuern, bevor ernsthafte Probleme entstehen – und so ein gesundes, langes Leben mit starken Knochen, gesunden Gefäßen und einem leistungsfähigen Stoffwechsel führen.
Das Blutbild zeigt, wie es um unsere Blutzellen steht. Erythrozyten (rote Blutkörperchen) transportieren Sauerstoff durch den Körper. Sind zu wenige vorhanden, kann eine Anämie (Blutarmut) die Folge sein. Auch der Hämoglobin-Wert, der rote Blutfarbstoff, und der Hämatokrit, der Anteil der Blutzellen am Gesamtblutvolumen, geben Aufschluss über die Sauerstoffversorgung.
Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sind die Abwehrtruppe des Immunsystems. Erhöhte Werte deuten auf Infektionen oder Entzündungen hin, zu niedrige Werte können die Infektanfälligkeit erhöhen. Thrombozyten (Blutplättchen) sind für die Blutgerinnung zuständig. Sind zu wenige vorhanden, steigt das Blutungsrisiko, erkennbar etwa durch häufiges Nasenbluten, Zahnfleischbluten oder blaue Flecken bei leichten Stößen. Auch eine ungewöhnlich starke Menstruation kann ein Hinweis sein.
Der Nüchternblutzucker (Glukose) zeigt, wie gut der Körper Zucker verwertet. Erhöhte Werte können auf Diabetes oder eine Vorstufe dessen hinweisen. Noch aussagekräftiger ist der HbA1c-Wert, der Langzeitblutzuckerwert, der den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der vergangenen zwei bis drei Monate abbildet.
Cholesterin ist lebenswichtig – doch zu viel davon schadet den Gefäßen. Entscheidend ist das Verhältnis: LDL-Cholesterin gilt als „schlechtes" Cholesterin, das sich in den Gefäßwänden ablagern und Arteriosklerose begünstigen kann. HDL-Cholesterin hingegen ist das „gute" Cholesterin: Es sammelt überschüssiges Cholesterin (LDL und HDL) aus dem Blut und den Gefäßwänden ein und transportiert es zur Leber, wo es abgebaut wird. Auch die Triglyceride, eine Form von Blutfetten, spielen eine Rolle für das Herz-Kreislauf-Risiko.
Die Leber ist unser zentrales Entgiftungsorgan. Die Enzyme GOT, GPT und Gamma-GT geben Auskunft über die Leberfunktion. Erhöhte Werte können auf eine Leberschädigung hinweisen, etwa durch Alkohol, Medikamente oder eine Fettleber.
Die Nieren filtern täglich rund 180 Liter Blut. Kreatinin und Harnstoff sind Abbauprodukte, die über die Nieren ausgeschieden werden. Sind die Werte erhöht, kann das auf eine eingeschränkte Nierenfunktion hindeuten. Die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) misst die Filterleistung der Nieren und ist ein wichtiger Marker für die Nierengesundheit.
Die Schilddrüse steuert unseren Stoffwechsel. Der TSH-Wert zeigt, ob die Schilddrüse richtig arbeitet. Ergänzend werden oft die freien Hormone fT3 und fT4 gemessen. Eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse kann sich auf Gewicht, Energie, Stimmung und viele weitere Körperfunktionen auswirken.
Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein Entzündungsmarker. Erhöhte Werte deuten auf akute oder chronische Entzündungsprozesse im Körper hin, von Infektionen bis zu Autoimmunerkrankungen.
Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sind die Grundbausteine unserer Gesundheit. Sie steuern den Energiestoffwechsel, stärken das Immunsystem, schützen die Zellen vor oxidativem Stress. Damit ist eine Schädigung der Zellen durch sogenannte freie Radikale gemeint – aggressive Moleküle, die bei Stoffwechselprozessen entstehen und den Alterungsprozess beschleunigen können. Zudem sorgen diese Nährstoffe dafür, dass unser Körper reibungslos funktioniert.
Vitamin D stärkt die Knochen, unterstützt das Immunsystem und kann sogar die Stimmung positiv beeinflussen. Gemessen wird der 25-OH-Vitamin-D-Spiegel im Blut. Wir bekommen unser Vitamin D primär über das Sonnenlicht und sekundär über die Nahrung (nur in sehr geringen Mengen). Besonders in den Wintermonaten oder bei wenig Aufenthalt im Freien ist deshalb ein Mangel häufig.
Vitamin B12 ist essenziell für die Blutbildung, die Nervenfunktion und den Energiestoffwechsel. Gemessen wird B12 im Blutserum, noch genauer ist der Holo-Transcobalamin-Wert (Holo-TC).
Gut zu wissen: Egal, in welcher Form das Blut gemessen wird, für den Patienten ändert sich nichts. Es wird ganz normal Blut abgenommen, und das Labor trennt im Nachgang das Serum ab, um die Werte zu bestimmen.
Folsäure (Vitamin B9) spielt eine zentrale Rolle bei der Zellteilung und ist damit besonders wichtig für Frauen mit Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft. Ein Mangel kann die Entwicklung des ungeborenen Kindes beeinträchtigen und zu Entwicklungsstörungen führen. Herzfehler, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und Frühgeburten sind ebenfalls mögliche Folgen.
Auch für die Herz-Kreislauf-Gesundheit ist Folsäure von Bedeutung, da sie den Homocystein-Spiegel senken kann – ein Risikofaktor für Gefäßerkrankungen.
B-Vitamine sind entscheidend für den Energiestoffwechsel und die Nervenfunktion. Vitamin C stärkt das Immunsystem, schützt die Zellen und verbessert die Aufnahme von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln.
Eisen ist unverzichtbar für die Blutbildung und den Sauerstofftransport im Körper. Wichtig: Der Hämoglobin-Wert allein reicht nicht aus, um einen Eisenmangel zu erkennen. Entscheidend ist der Ferritin-Wert, der die Eisenspeicher im Körper abbildet.
Magnesium ist an über 300 Stoffwechselprozessen beteiligt. Es entspannt die Muskulatur, unterstützt die Nervenfunktion und hilft beim Stressabbau.
Zink stärkt das Immunsystem, fördert die Wundheilung und ist wichtig für gesunde Haut und Haare.
Jod ist essenziell für die Schilddrüsenhormone, die unseren Stoffwechsel steuern.
Selen schützt die Zellen vor oxidativem Stress und ist wichtig für die Schilddrüsenfunktion.
Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) sind wichtig für das Herz-Kreislauf-System sowie die Gehirnfunktion und wirken entzündungshemmend. Gemessen wird der sogenannte Omega-3-Index.
Ärzte kontrollieren Blutwerte bei Routineuntersuchungen, bei unklaren Beschwerden oder beim Gesundheits-Check-up. Bei Letzterem werden standardmäßig Gesamtcholesterin, Cholesterin, Triglyceride und Blutzucker getestet. Außerdem wird der Urin auf Eiweiß, Zucker, Blutkörperchen und Nitrit untersucht, um Hinweise auf Nieren- oder Harnwegserkrankungen zu erhalten. Zudem können Sie einmalig ein Screening auf Hepatitis B (wenn ungeimpft) und Hepatitis C wahrnehmen. Wenn Sie von sich aus Blut abnehmen lassen möchten, um Ihre Werte zu überprüfen, sind verschiedene Aspekte sinnvoll. Hier eine kleine Übersicht:
Grenzen des Standard-Blutbilds: Nicht jeder Nährstoffmangel oder jede hormonelle Disbalance wird durch ein Standard-Blutbild erkannt. Manchmal sind erweiterte Untersuchungen nötig, um verdeckte Mängel aufzudecken.
Erweiterte Blutwerte umfassen in der Regel neben dem großen Blutbild zusätzliche Untersuchungen wie Leber- und Nierenwerte, Blutfettwerte, Blutzucker und Entzündungswerte. Erweiterte Analysen können auch Schilddrüsenwerte und Nährstoffwerte beinhalten. Bei Ihrem Hausarzt oder direkt im Labor können Sie außerdem bei Interesse und zu Präventionsmaßnahmen auf eigene Kosten gezielt einzelne Werte messen lassen – zum Beispiel die oben genannten Vitamine, Nährstoffe und Spurenelemente. Informieren Sie sich bei Ihrem Arzt, welche Werte für Sie und Ihre persönliche Lebenssituation wichtig sein könnten.

Gesundheits-Check-up
Die AOK übernimmt die Kosten.
Der Gesundheits-Check-up ist zwischen 18 und 34 Jahren einmalig sowie ab 35 Jahren alle drei Jahre Kassenleistung.
Er umfasst eine grundlegende Blutuntersuchung. Bei konkretem Verdacht auf eine Erkrankung übernimmt Ihre AOK Rheinland/Hamburg für ihre Versicherten ebenfalls die Kosten. Erweiterte Untersuchungen sind in den meisten Fällen Selbstzahlerleistungen (IGeL).
Ein Mangel kann schleichend entstehen und nicht jeder zeigt sich in den Standard-Blutwerten. Manchmal liegen die Werte noch im „Normbereich", sind aber längst nicht optimal. Denn Referenzwerte bilden nur einen statistischen Durchschnitt ab – sie zeigen, was ausreicht, um nicht krank zu sein, aber nicht unbedingt, was für langfristige Gesundheit und Vitalität ideal wäre.
Wichtig: Diagnostizieren Sie sich nicht selbst. Besprechen Sie Ihre Blutwerte immer mit Ihrem Arzt. Oft ist auch eine Verlaufskontrolle sinnvoll, da eine einmalige Messung nicht immer aussagekräftig ist.
Die meisten Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente nimmt unser Körper über die Nahrung auf – wie der Begriff schon sagt, sind Nahrungsergänzungsmittel (Supplemente) also immer nur als Ergänzung, nicht aber als Ersatz für eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung zu betrachten.
Allerdings: Moderne Ernährungsgewohnheiten, nährstoffarme Böden, lange Transportwege und industrielle Verarbeitung führen dazu, dass viele Lebensmittel heute weniger Vitalstoffe enthalten als früher. Hinzu kommen erhöhte Anforderungen durch Stress, Umweltbelastungen und bestimmte Lebensphasen wie eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre. Nicht immer gelingt es, den Bedarf allein über die Nahrung zu decken.
Blutwerte liefern wertvolle Hinweise auf Nährstoffmängel, Organfunktionen und Stoffwechselprozesse. Regelmäßige Kontrollen helfen, Defizite frühzeitig zu erkennen und Zivilisationskrankheiten vorzubeugen. Gezielte Supplementierung – nach Bluttest und ärztlicher Beratung – kann Gesundheit und Wohlbefinden verbessern. Ihre Blutwerte sind ein Wegweiser – nutzen Sie ihn für ein gesundes, langes Leben.
Letzte Änderung: 18.12.2025
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