Darüber sprechen möchte keiner. Schlecht! Denn fast alle Menschen erkranken im Leben mindestens einmal an einer sexuell übertragenen Krankheit, englisch „Sexually Transmitted Infections" (STI). Wie Sie deren Anzeichen erkennen und sich schützen können.
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
ServiceCenter AOK-Clarimedis
Täglich infizieren sich mehr als eine Million Menschen mit einer sexuell übertragbaren Krankheit (auch STI genannt, Sexually Transmitted Infections) – das meldet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das Problem dabei: Viele der Infektionen machen den Betroffenen zunächst keine Probleme. Unbemerkt können sie aber schwere Langzeitfolgen haben, etwa Unfruchtbarkeit oder Entzündungen von Organen. In einer Schwangerschaft kann eine unbemerkte STI außerdem negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Babys haben.
Lesen Sie unten mehr über die häufigsten STIs:
Am besten schützen Sie sich vor einer Geschlechtskrankheit mit „Safer Sex“. Dazu gehören neben Kondomen auch die sogenannten Dental Dams. Das sind dünne Latex-, Intim- oder Lecktücher, die eine Übertragung beim Oralverkehr verhindern sollen.
Wichtig ist auch, mit einem neuen Partner den Mut zu finden, offen über STIs zu sprechen. Vielleicht lassen Sie sich zusammen vorab auf STIs testen? So gehen Sie beide auf Nummer sicher.
Für STI gilt: (Sex-)Partnerinnen oder (Sex-)Partner sollten informiert und gegebenenfalls mitbehandelt werden. Das verhindert, dass man sich immer wieder gegenseitig oder andere ansteckt. Informieren Sie gegebenenfalls auch Ihre ehemaligen Partner.
Wer vermutet, sich angesteckt zu haben, oder Anzeichen einer STI bei sich feststellt, sollte sich testen lassen. Eine routinemäßige Testung (ein- bis zweimal pro Jahr) wird bei häufig wechselnden Partnern empfohlen. Bei Symptomen oder einem begründeten Verdacht übernimmt in der Regel die AOK Rheinland/Hamburg die Kosten für STI-Tests. Ansonsten handelt es sich dabei um eine selbst zu zahlende individuelle Gesundheitsleistung (IGeL).
Es gibt auch Tests für zu Hause. Diese sind aber oft ungenauer – und bei einem positiven Ergebnis ist ohnehin ein Arztbesuch nötig. Deshalb besser: von Fachleuten testen und beraten lassen.
Hat man bereits eine sexuell übertragbare Krankheit, kann man sich zudem leichter mit HIV und anderen STIs anstecken. Der Grund dafür ist, dass die meisten Geschlechtskrankheiten zu Schleimhautschäden führen. So können andere Erreger leichter in den Körper eindringen.
Wir stellen Ihnen die häufigsten Geschlechtskrankheiten vor – wie Sie sich anstecken, welche Symptome und Folgen eine Infektion haben kann sowie Sie sich am besten schützen können.
Übertragung: Chlamydien sind Bakterien, die durch Körperflüssigkeiten von „Schleimhaut zu Schleimhaut“ (vaginal, anal, oral) übertragen werden. Sie können auch in die Augen gelangen und dort zu Entzündungen führen. Einen kompletten Schutz gibt es nicht, aber Kondome und Dental Dams senken das Ansteckungsrisiko deutlich.
Symptome: Ausfluss aus Scheide, Penis oder After, Juckreiz sowie Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen. Möglich sind auch Schmerzen beim Vaginal- oder Analsex. Oft zeigen sich keine oder nur leichte Anzeichen.
Risiken: Entzündungen in Augen und Gelenken, unbehandelt auch Unfruchtbarkeit bei Männern und Frauen.
Behandlung: Frühzeitig erkannt, sind Chlamydien gut mit Antibiotika zu behandeln.
Übertragung: Humane Papillomviren (HPV) sind eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten. Es gibt über 200 HP-Virustypen: Einige verursachen hochansteckende, aber meist ungefährliche Feig- oder Genitalwarzen. Andere verändern die Körperzellen und können nach Jahren zu Gebärmutterhalskrebs führen. Übertragen werden sie bei ungeschütztem Sex oder dem Berühren von Feigwarzen.
Symptome: Mäßiger Juckreiz und kleine Blutungen, bei Frauen gelegentlich Ausfluss. Oft verläuft die Infektion unbemerkt.
Risiken: Bildung von Krebsvorstufen oder Krebs sowie Feigwarzen, die sich weiter ausbreiten und zu großen Gebilden wachsen.
Behandlung: Der beste Schutz ist die HPV-Impfung, für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren möglichst vor dem ersten Sexualkontakt. Nicht geimpfte Jugendliche können sich bis einschließlich 17 Jahren kostenlos nachimpfen lassen. Ältere sollten bei ihrer Versicherung nachfragen. Die Impfung beugt vielen Arten von Gebärmutterhalskrebs und Feigwarzen vor. Empfehlenswert sind trotzdem regelmäßige Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (PAP-Abstrich). Feigwarzen werden mit Lösungen, Zäpfchen oder Cremes, aber auch mit Laser oder Vereisung behandelt.
Übertragung: Tripper wird durch Bakterien hervorgerufen, die bei ungeschütztem Vaginal-, Anal- und Oralsex übertragen werden. Kondome und Dental Dams senken das Ansteckungsrisiko.
Symptome: Bei Frauen häufig schwächer als bei Männern. Bei Männern eitriger Ausfluss aus dem Penis vor dem ersten Wasserlassen, bei Frauen vermehrter vaginaler Ausfluss.
Risiken: Unbehandelt mögliche Unfruchtbarkeit, Übertragung auf das Neugeborene durch die infizierte Mutter.
Behandlung: Mit Antibiotika.
Übertragung: Syphilis oder Lues wird durch Bakterien ausgelöst und beim Geschlechtsverkehr, sehr selten über Bluttransfusionen, oder in der Schwangerschaft übertragen. Über 90 Prozent der Infizierten sind Männer.
Symptome: Die Krankheit verläuft in mehreren Stufen. Kurz nach der Infektion zeigen sich häufig schmerzlose Geschwüre im Geschlechts- oder Mundbereich. Später treten Hautausschläge am Körper, Entzündungen und geschwollene Lymphknoten, Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen auf. Unbehandelt breiten sich die Erreger im Körper aus und können in allen Organen Krankheiten auslösen.
Risiken: Schwere Schäden an Herz und Gehirn. Man sollte sich auch untersuchen lassen, wenn die Beschwerden von selbst besser werden oder sogar ganz verschwinden.
Behandlung: Mit Antibiotika.
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Übertragung: HIV (engl. Human Immunodeficiency Virus) steht für menschliches Immunschwäche-Virus. Die Viren können die Krankheit Aids auslösen („Acquired Immune Deficiency Syndrome“). Dadurch werden die Abwehrkräfte so sehr geschwächt, dass Betroffene selbst an normalerweise harmlosen Krankheitserregern schwer erkranken. Es wird vor allem bei ungeschütztem Sex über Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma und Scheidenflüssigkeit übertragen. Wirksamer Schutz sind Kondome und Dental Dams.
Symptome: Nach der Ansteckung oft keine oder unspezifische grippeähnliche Krankheitszeichen wie leichtes Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen. Seltener Ausschlag am Körper, Durchfall oder geschwollene Lymphknoten.
Risiken: Symptome zeigen sich oft erst nach Jahren, wenn das Abwehrsystem bereits stark geschädigt ist. Um dem vorzubeugen, sind eine möglichst frühzeitige Diagnose und Therapie wichtig.
Behandlung: Die Krankheit ist bisher nicht heilbar. Meist lebenslang eingenommene antivirale Medikamente dämmen das Virus aber ein.
Übertragung: Ausgelöst meist durch Herpesviren Typ 2 durch ungeschützten Sex. Kann aber wie Lippenherpes auch beim Küssen weitergegeben werden. In etwa 10 bis 20 Prozent der Fälle wird Genitalherpes aber auch durch das Typ-1-Virus verursacht, also den herkömmlichen Lippenherpes. Sind Bläschen sichtbar, sollte man auf intime Berührungen verzichten. Kondome und Dental Dams senken das Infektionsrisiko. Einmal Erkrankte bleiben lebenslang Virusträger.
Symptome: Brennende Bläschen an Schamlippen, Penis und Anus. Frauen leiden unter Ausfluss und Schmerzen beim Wasserlassen. Oft bleibt die Infektion unbemerkt.
Risiken: Hochansteckend und lästig, aber in der Regel ohne schwerwiegende gesundheitliche Folgen. Eine aktive Infektion mit Genitalherpes in der Schwangerschaft ist allerdings ein Grund für einen Kaiserschnitt – sonst droht eine Infektion des Neugeborenen unter der vaginalen Geburt.
Behandlung: Mit virushemmenden Tabletten und Salben.
Übertragung: Hepatitis-B-Viren und Hepatitis-C-Viren lösen eine Entzündung der Leber aus. Übertragen werden sie durch infizierte Körperflüssigkeiten beim Sex oder über verunreinigte Spritzen beim Drogenkonsum.
Symptome: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bauchschmerzen, leichtes Fieber. Seltener treten Gelbsucht, starker Juckreiz, dunkler Urin und heller Stuhl auf. Viele Infizierte haben anfänglich keine oder nur leichte Anzeichen.
Risiken: Bei etwa 5-10 % der Erkrankten wird die Infektion chronisch. Es kann sich nach Jahren eine Leberzirrhose und Leberzellkrebs entwickeln.
Behandlung: Antiviral wirkende Medikamente. Eine vollständige Heilung ist aber oft nicht möglich. Sicherster Schutz ist eine Impfung, bei der gleichzeitig gegen Hepatitis A und B geimpft werden kann. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung.
Liebesleben ist eine Initiative der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dort finden Sie alles Wichtige über STIs, Safer Sex, Tests und eine direkte Beratung.
Bei der Deutschen Aidshilfe können Sie nach Teststellen in Ihrer Nähe suchen. Auch viele Gesundheitsämter bieten Tests an.
Beim WALK IN RUHR (Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin) in Bochum finden Sie Anlaufstellen und Selbsthilfeangebote in Ihrer Nähe und erhalten dort auch ein STI-Selbstentnahme-Kit.
In Hamburg bietet zum Beispiel die Beratungsstelle CASAblanca (Centrum für AIDS und sexuell übertragbare Krankheiten in Altona) offene Sprechstunden (auch telefonisch), Untersuchungen und anonyme HIV-Tests an.
Letzte Änderung: 19.11.2024
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