Wenn Akne bei Erwachsenen erstmalig oder lange nach der Pubertät wieder auftaucht, handelt es sich wahrscheinlich um Spätakne, auch Akne Tarda genannt. Die Hautprobleme verursachen aber nicht nur körperliches Unwohlsein, sondern vor allem auch psychisches. Wir informieren über mögliche Ursachen und aktuelle Behandlungswege.
Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, ServiceCenter AOK-Clarimedis
Foto: Fotografie Schulzki
Akne ist ein vorübergehendes Problem in der Pubertät? Weit gefehlt. Akne kann auch im Erwachsenenalter – häufig nach dem 25. Lebensjahr – wieder auftauchen oder sogar erstmalig entstehen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Pickel, Pusteln, Mitesser oder kleinen Knötchen an Wangen, Kinn oder Hals sind mitunter schmerzhaft, die Haut wirkt ölig und glänzend. Oft sind die von Akne betroffenen Stellen auch entzündet. Manche Stellen sogar so stark, dass sich kleine eingesunkene Narben oder dunkle Pigmentflecken bilden können.
Mögliche Ursache ist eine nicht ausreichend abgeheilte Teenagerakne. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen ist das der Grund. Weitere mögliche Ursachen sind:
Liegen noch weitere Symptome wie Zyklusstörungen oder übermäßiger Haarwuchs vor, könnte das auf ein PCO-Syndrom hinweisen, eine Hormonstörung, die bis zu 13% aller Frauen betrifft.
Die Hautarztpraxis ist die richtige Anlaufstelle für Menschen mit Akne. Zur Diagnostik gehören eine Sichtbeurteilung der Hautveränderungen, eine ausführliche Patientenbefragung zu Ernährung, Hautpflege, Medikamenteneinnahme und hormonellem Status. Bei Zyklusstörungen und/oder übermäßigem Haarwuchs (Hirsutismus) ist eine Hormondiagnostik zu empfehlen. Eine Blutanalyse gibt dann Aufschluss über den Hormonspiegel, insbesondere über die Konzentration an Östrogen, Androgenen wie Testosteron und Progesteron im Blut, ggf. ergänzt um weitere Tests.
Ziel einer Spätakne-Behandlung ist es, Schmerzen und Juckreiz zu lindern, das Entstehen bleibender Narben zu vermeiden und die Selbstakzeptanz zu stärken. Denn eine hartnäckige, stark sichtbare Akne beeinträchtigt häufig das eigene Körperbild und die mentale Gesundheit der Betroffenen.
Die Behandlung orientiert sich an der individuellen Ursache und dem Beschwerdebild. Bei der äußerlichen Anwendung kommen verschreibungspflichtige Stoffe wie Retinoide, Azelainsäure, Antibiotika oder Hormone infrage. Für Mitte des Jahres 2025 wird zudem die Zulassung eines antiandrogenen Wirkstoffs (hemmt die Wirkung von männlichen Sexualhormonen) zur äußerlichen Anwendung erwartet. Sie wirken bakterienreduzierend, entzündungshemmend oder antibakteriell. Die Gabe erfolgt in Gel-, Creme- oder Salbenform. Zur innerlichen Anwendung dienen Antiandrogene und Antibiotika, die als Tabletten eingenommen werden. Unter Abwägung der Risiken ist auch eine innerliche Vitamin-A- Tabletten-Therapie mit Isotretinion denkbar. Diese wirkt als einzige Option allen vier ursächlichen Prozessen der Akne-Entstehung entgegen: Isotretinoin wirkt antientzündlich, antibakteriell, antikomedogen und vermindert die Talgbildung. Zudem kann es einer Narbenbildung vorbeugen und gilt als höchster Standard der Behandlung einer schweren Akne. Unter einer Isotretinoin-Therapie sollten gebärfähige Personen ab einem Monat vor Behandlungsbeginn, während der Behandlung und bis einen Monat nach Behandlungsende unbedingt zuverlässig verhüten. Bei einer Schwangerschaft kann das Medikament zu einer Fehlbildung des Ungeborenen führen.
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die alle wichtigen Nährstoffe enthält, ist empfehlenswert. Dazu gehört u.a. viel grünes Gemüse wie Rucola, Brokkoli oder Spinat, hochwertige Fette wie Olivenöl und rote Beeren sowie Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel niedrig halten: Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst mit einem hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren.
Bei einigen Patienten scheint die Ernährung eine besondere Rolle zu spielen und Akne ggf. zu fördern. Im Verdacht steht insbesondere Nahrung, die den Blutzuckerspiegel hochtreibt, wie Milch, Milchprodukte, Eiscreme, Schokolade und Süßigkeiten. Hoch verarbeitete Lebensmittel, Fast Food, Alkohol und Produkte mit gesättigten Fettsäuren sollten Sie vermeiden.
Stress im Griff
Lernen Sie, Ihren Stress zu verringern.
Häufig haben Erwachsene bereits vertraute Kosmetikprodukte, die sie seit Jahren benutzen. Tritt dann plötzlich eine Akne auf, stellt sich oft die Frage, ob die Produkte noch geeignet sind. Statt zu experimentieren, lassen Sie sich lieber von einer Kosmetikfachkraft hinsichtlich einer typen- und hautgerechten Pflege beraten. Um Akne geplagte Haut zu umsorgen, gibt es zudem ein paar Grundprinzipien, auf die Sie achten sollten:
Neben einer kosmetischen oder medikamentösen Behandlung können Sie selbst im Alltag etwas dafür tun, um Ihre Akne Tarda zu lindern:
Hier ist Geduld gefragt. Die meisten Mittel oder medizinischen Hautpflegeprodukte müssen über einen längeren Zeitraum angewendet werden, bis sich die Haut bessert. Oft kann es sogar Jahre dauern, bis die Spätakne sich lindert oder ganz verschwindet. Ein kleiner Trost: Der Verlauf ist in den meisten Fällen eher mild. Falls Sie die Male überdecken möchten, gibt es hautverträgliches Make-up. Lassen Sie sich hierzu von einer Kosmetikfachkraft beraten.
Noch ein guter Tipp zum Schluss: Stress ist nicht gut für Ihre Psyche – und auch nicht für Ihre Haut. Entspannungstechniken und Achtsamkeit helfen Ihnen, mental zur Ruhe zu kommen.
Letzte Änderung: 18.02.2025
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