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Schlafrhythmus: So finden Sie Ihren natürlichen Takt

ArtikelLesezeit: 1:00 min.
Mann schläft im Bett

Bildnachweis: © stock.adobe.com / Andrii Lysenko

Ihr Schlafrhythmus beeinflusst, wie fit, aufmerksam und leistungsfähig Sie sind. Doch nicht bei allen tickt die innere Uhr gleich. Was den Biorhythmus steuert, wie Sie Ihre Schlafzeiten verbessern können und warum Tageslicht dabei so wichtig ist.

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Der Experte zum Thema

Pascal Cordova

Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie
ServiceCenter AOK-Clarimedis

Warum ist ein stabiler Schlafrhythmus wichtig?

Ob wir uns tagsüber wach und leistungsfähig fühlen oder müde und unkonzentriert – das hängt maßgeblich von unserem Schlafrhythmus ab. Damit ist der regelmäßige Wechsel aus Schlaf- und Wachphasen gemeint, der sich idealerweise an einem festen Tagesablauf orientiert. Unser Körper folgt dabei einem biologischen Taktgeber: der inneren Uhr. Gerät dieser Rhythmus aus dem Gleichgewicht, kann das Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit haben. Wer dagegen im Einklang mit seinem natürlichen Rhythmus lebt, stärkt nicht nur die Gesundheit, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden.

Was den Schlafrhythmus steuert: die innere Uhr

Die sogenannte innere Uhr sitzt im Gehirn, genauer gesagt im suprachiasmatischen Nukleus (SCN), einem kleinen Zellhaufen über der Sehnervenkreuzung. Von hier aus steuert sie den Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers. Diese innere Uhr sagt uns nicht nur, wann wir schlafen sollten, sondern reguliert auch viele andere Funktionen: die Ausschüttung von Hormonen wie Melatonin und Cortisol, die Körpertemperatur oder den Blutdruck.

Entscheidend für das Funktionieren dieses Systems ist das Licht. Über die Augen registriert der Körper, ob es Tag oder Nacht ist – und passt seine inneren Abläufe entsprechend an.

Interessant dabei: Die innere Uhr läuft nicht bei allen Menschen exakt gleich. Während sie bei manchen etwas kürzer als 24 Stunden tickt, dauert ein „innerer Tag“ bei anderen etwas länger. Damit unsere Körperfunktionen trotzdem im Einklang mit dem tatsächlichen Tagesverlauf bleiben, braucht es jeden Tag einen äußeren Impuls – vor allem durch Tageslicht. Bleibt dieser Impuls aus, kann der Biorhythmus aus dem Takt geraten. Dann wird der Schlaf unruhig, das Einschlafen schwierig – und das Wachsein mühsam.

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Lerche oder Eule? Die verschiedenen Schlaftypen

Nicht jeder Mensch ist morgens gleich aktiv – und das hat nichts mit Faulheit zu tun. Ob jemand früh wach und leistungsfähig ist oder abends zu Höchstform aufläuft, ist genetisch vorgegeben. Die Schlafforschung unterscheidet dabei grob zwischen zwei Chronotypen: Lerchen und Eulen.

Lerchen sind Frühaufsteher. Sie sind schon am Morgen konzentriert, produktiv und starten gerne früh in den Tag. Dafür werden sie am Abend schnell müde. Eulen hingegen sind echte Nachtaktive: Sie kommen morgens nur schwer aus dem Bett, sind dafür aber bis spät in die Nacht leistungsfähig und oft besonders kreativ. Diese Unterschiede lassen sich sogar medizinisch messen – etwa am Hormonspiegel, der Körpertemperatur oder dem Blutdruck. So zeigen Studien, dass Eulen morgens häufiger einen niedrigeren Blutdruck haben.

Die Einordnung in Lerche oder Eule ist dabei keine starre Schublade. Viele Menschen bewegen sich irgendwo dazwischen – diese Mischform wird manchmal auch Taube genannt. Wichtig ist vor allem, den eigenen Rhythmus zu kennen und wenn möglich den Alltag so zu gestalten, dass er dazu passt. Denn wer gegen seinen inneren Takt lebt, riskiert auf Dauer gesundheitliche Beschwerden wie Schlafprobleme, Erschöpfung oder Konzentrationsstörungen.

Schlafrhythmus und Tageszeit: Was der Körper wann braucht

Unsere innere Uhr sorgt nicht nur dafür, dass wir müde werden oder wach bleiben – sie steuert auch, zu welcher Tageszeit unser Körper welche Leistung erbringt. Viele Prozesse folgen einem festen biologischen Rhythmus:

  • Früher Vormittag: Der Körper erhält erste Signale für den Start in den Tag. Bei vielen ist jetzt Zeit für eine erste Mahlzeit.
  • Später Vormittag: Konzentration, Kreativität, Reaktionsgeschwindigkeit und Kurzzeitgedächtnis erreichen bei den meisten Menschen ihren Höhepunkt. Das Herz läuft auf Hochtouren, um das Hirn mit Sauerstoff zu versorgen.
  • Mittag: Wenn das Hungergefühl signalisiert, es sei nun beste Zeit für eine Mahlzeit, sollten Sie dem folgen.
  • Früher Nachmittag: Die Leistungskurve fällt oft ab – nicht ohne Grund fühlen sich viele Menschen dann schläfrig oder unkonzentriert.
  • Später Nachmittag: Das Langzeitgedächtnis wird nach einem Tief wieder aktiver und erreicht seinen Höhepunkt.
  • Früher Abend: Jetzt sollte es etwas sportlicher zugehen. Stress wirft den Körper nicht mehr so leicht aus der Bahn.
  • Später Abend: Wenn der Körper langsam auf Nacht umschaltet, sind alle Sinne sehr sensibel. Nachtmenschen erleben ihr zweites Hoch. Für Lerchen beginnt die Schlafenszeit.

Auch die Wirkung von äußeren Einflüssen hängt stark von der Tageszeit ab. Ein Glas Wein zur Mittagszeit macht müde, am Abend wirkt es eher anregend – weil der Körper dann Alkohol besser verstoffwechseln kann. Medikamente, Mahlzeiten, Sport oder Arbeit: Alles, was wir tun, steht in Wechselwirkung mit unserem Biorhythmus. Wer die inneren Leistungshochs und -tiefs kennt, kann seinen Alltag besser strukturieren und langfristig gesünder leben.

Besonders wichtig dabei: gleichmäßige Abläufe. Regelmäßige Schlafenszeiten, feste Essensrhythmen und wiederkehrende Tagesroutinen helfen dem Körper, sich im biologischen Takt zu halten. So kann die innere Uhr ihre Arbeit optimal tun – und dafür sorgen, dass wir uns tagsüber fit und nachts wirklich erholt fühlen.

Wenn der Takt aus dem Gleichgewicht gerät

Unsere innere Uhr ist ein empfindliches System. Wird sie dauerhaft gestört, gerät auch der Schlafrhythmus aus dem Gleichgewicht – mit spürbaren Folgen für Körper und Psyche. Häufige Ursachen dafür sind unregelmäßige Schlafenszeiten, Schichtarbeit, Jetlag oder eine starke Nutzung von Bildschirmgeräten bis in den späten Abend hinein. Besonders problematisch: ein Mangel an natürlichem Tageslicht. Wer sich tagsüber kaum draußen aufhält, zum Beispiel im Winter oder bei überwiegender Arbeit im Homeoffice, bekommt oft nicht genug Lichtreize, um die innere Uhr zu justieren.

Die Folgen zeigen sich schleichend, aber deutlich: Schlafstörungen wie Einschlafprobleme, häufiges nächtliches Erwachen oder das Gefühl, trotz ausreichender Schlafdauer nicht erholt zu sein. Dazu kommen oft Müdigkeit am Tag, Konzentrationsprobleme, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, eine erhöhte Anfälligkeit für Infekte oder sogar depressive Verstimmungen. Denn wenn der Biorhythmus aus dem Takt gerät, geraten auch viele Hormon- und Stoffwechselprozesse durcheinander. Besonders kritisch ist es, wenn Schlaf- und Wachzeiten dauerhaft nicht mehr mit dem 24-Stunden-Rhythmus übereinstimmen. Dann fällt es schwer, im sozialen Alltag mitzuhalten: Treffen mit anderen, feste Arbeitszeiten oder regelmäßige Mahlzeiten werden zur Herausforderung.

Die gute Nachricht: Mit ein paar Maßnahmen lässt sich die innere Uhr wieder stabilisieren – vorausgesetzt, man erkennt frühzeitig, dass sie aus dem Takt geraten ist.

So bringen Sie Ihre innere Uhr wieder ins Gleichgewicht

Möchten Sie Ihren gestörten Schlafrhythmus wieder ins Lot bringen, spielt das Tageslicht die wichtigste Rolle. Während künstliche Lichtquellen in Innenräumen meist nur schwach wirken, liefert schon ein bedeckter Himmel draußen mehrere Tausend Lux – ausreichend, um die innere Uhr neu zu stellen. Planen Sie also möglichst jeden Tag Zeit im Freien ein; schon ein kurzer Spaziergang kann helfen.

Auch feste Strukturen im Alltag sind wichtig. Stehen Sie möglichst zur gleichen Zeit auf – auch am Wochenende, selbst wenn es schwerfällt. Legen Sie regelmäßige Zeiten für Mahlzeiten, Bewegung und Entspannung fest und halten Sie diese möglichst ein. So bekommt Ihr Körper verlässliche Zeitgeber und kann sich besser orientieren.

Soziale Kontakte sind ebenfalls ein wichtiger Taktgeber. Treffen mit Freunden, Kollegen oder der Familie geben dem Tag eine Struktur – und fördern nebenbei das Wohlbefinden. Achten Sie zudem auf eine schlaffreundliche Umgebung: Vermeiden Sie spätes, grelles Bildschirmlicht, schalten Sie elektronische Geräte rechtzeitig aus und sorgen Sie für ein ruhiges, dunkles Schlafzimmer.

Wenn Sie unter anhaltenden Schlafproblemen leiden oder der Rhythmus sich trotz allem nicht stabilisiert, empfiehlt sich ein Gespräch mit Ihrem Arzt. Dieser kann weitere Maßnahmen – wie eine Lichttherapie – mit Ihnen besprechen.

Letzte Änderung: 03.06.2025

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