Ihr Handy kennt Ihre Termine? Sie chatten oft mit Freunden? Shoppen via App? Die ständige digitale Berieselung kann uns stressen. Wie Sie dem digitalen Stress begegnen und wie Achtsamkeit dabei hilft, das Handy seltener zu benutzen.
Tablet, Smartphone oder Laptop: Digitale Geräte sind für viele von uns selbstverständlicher Teil unseres Alltags. Wir nutzen sie beruflich und privat. Im Familienchat werden Bilder gepostet, die Arbeitskollegin fragt per Sprachnachricht, ob Sie sich am Geschenk für den Kollegen beteiligen wollen. Im Büro oder Homeoffice ploppen unzählige Mails auf, sobald der PC hochgefahren ist. Derweil erinnert ein Piepsen auf dem Smartphone an den Arzttermin später. Das kommt Ihnen bekannt vor? Wenn Sie sich dadurch gestört fühlen, leiden Sie möglicherweise unter digitalem Stress.
Digitaler Stress kann entstehen, wenn Sie die Nutzung der digitalen Helfer überfordert. Oder wenn die Geräte nicht so funktionieren, wie sie sollen. Wer kam nicht schon mal ins Schwitzen, als der PC kurz vor einer wichtigen Präsentation einen schwarzen Bildschirm anzeigte?
Ohne Frage: Digitale Geräte sind praktisch. Sie helfen bei der Alltagsorganisation (z. B. durch Terminerinnerungen), erleichtern beziehungsweise erweitern die Kommunikation (z. B. durch Mails, Chats, Videokonferenzen) und bieten Unterhaltung (z. B. durch Videos, Musik, Hörbücher).
In vielen Berufen sind digitale Tools, Softwarelösungen und Geräte ohnehin Standard – nicht erst seit der Corona-Pandemie und einer Ausweitung von Homeoffice-Angeboten.
Die 2019 veröffentliche Studie „Gesund digital arbeiten?“ zeigt unter anderem, dass etwa jeder Achte der über 5.000 befragten Arbeitnehmer starken oder sehr starken digitalen Stress erlebt. Die Top 3 der Stressfaktoren sind:
Egal, ob wir sie beruflich oder privat nutzen: Aus der Hirnforschung weiß man, dass viele digitale Geräte das Belohnungssystem des Gehirns ansprechen. Bei einer neuen Nachricht oder einem „Like“ in sozialen Netzwerken schüttet der Körper Glückshormone aus, zum Beispiel Dopamin. Und das sogar oft schon, während wir uns auf eine Antwort freuen.
In sozialen Netzwerken spielt auch der Wunsch nach Anerkennung durch andere eine große Rolle. Davon wollen wir immer mehr und haben Angst, etwas zu verpassen. Hier sind ähnliche Mechanismen aktiv wie bei einer Sucht. App-Entwickler nutzen dieses Wissen teils gezielt. Beispiel Chat: Wer sieht, dass der andere gerade tippt, wartet die Antwort meist ab. Auch die Lesebestätigung baut unbewusst Druck auf: Das Gegenüber hat die Nachricht gelesen, warum antwortet es nicht??? Diese Faktoren können dazu führen, dass Sie immer öfter digitale Technik nutzen. Im Extremfall können Handy und Computer zur Sucht werden. Hier erfahren Sie mehr über Smartphonesucht.
Für den Kopf ist es ganz schön anstrengend, ständig verschiedene Bildschirme im Blick zu behalten. Das Gehirn ist dem digitalen Dauerfeuer nicht gewachsen. Es braucht Erholungspausen, genau wie der Körper. Denn die Geräte sprechen bestimmte Hirnregionen an. Wenn immer dieselben Hirnregionen aktiv sind, fühlt man sich schnell ausgebrannt – seelisch und körperlich. Hier lesen Sie, welche Symptome und Folgen Dauerstress haben kann. Erholung fürs Gehirn heißt in diesem Fall: Smartphone weglegen oder Computer herunterfahren, wenn möglich.
Außerdem leidet die Produktivität, wenn Sie sich ständig durch eine Mail oder eine Chatnachricht unterbrechen lassen. Dann sind Sie immer schwerer in der Lage, sich über einen längeren Zeitraum auf eine Sache zu fokussieren.
Wer jeden Tag mit Geräten zu tun hat, mit denen er nicht arbeiten will oder die er nicht problemlos nutzen kann, ist schnell genervt. Das trifft auch zu, wenn Sie sich ständig auf neue Tools und Geräte einstellen müssen. Allerdings kann funktionierende Technik auch Freude machen: Manche verspüren ein regelrechtes Erfolgserlebnis, wenn sie eine neue Software erlernen oder es schaffen, ein neues Tool sinnstiftend einzusetzen.
Wie sehr Sie sich von digitalen Geräten stressen lassen, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig: Jüngere stellen sich beispielsweise schneller auf neue Technik ein als ältere Menschen. Die sogenannten Digital Natives sind schließlich schon mit einer Vielzahl an digitalen Geräten aufgewachsen. Ob Sie technikaffin sind oder nicht, ist auch Typsache: Die eigenen Erfahrungen, Kenntnisse und Gewohnheiten spielen dabei eine große Rolle. Während Technikverweigerer digitalen Geräten ablehnend oder zumindest skeptisch gegenüberstehen, sind andere begeistert von Neuem.
Digitaler Stress kann sich ganz unterschiedlich äußern:
Wenn Sie auf jedes Piepsen oder jede Vibration reagieren, kann es sogar richtig gefährlich werden, zum Beispiel wenn Sie beim Autofahren abgelenkt sind.
Stress im Griff
Lernen Sie, Ihren Stress zu verringern.
Digitalem Stress können Sie auf verschiedenen Wegen begegnen. Wir haben ein paar Tipps gesammelt:
Von beruflichen Dingen abgesehen: Fragen Sie sich, wie wichtig sind die Nachrichten? Hat es Zeit, sie in ein paar Stunden zu beantworten? Sagen Sie auch Ihrem Umfeld, dass Sie nicht nonstop auf Nachrichten reagieren. Selbst im beruflichen Kontext lassen sich mitunter Zeitfenster vereinbaren, zu denen Sie Nachrichten prüfen und bearbeiten.
Nehmen Sie sich zum Beispiel vor: „Nach 20 Uhr schalte ich mein Smartphone ab“. Oder: „Ich surfe täglich maximal eine halbe Stunde in den sozialen Netzwerken“. Sie entwickeln so Ihre eigenen Regeln für die Handynutzung. Tracken Sie Ihren Handykonsum, um sich zu überprüfen.
Wenn Sie in einer Schlange warten, beim Arzt im Wartezimmer sitzen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, lassen Sie das Handy bewusst in der Tasche und beobachten Sie Ihre Umgebung.
Meditation macht den Kopf frei! Sie haben sich an die digitale Dauerberieselung gewöhnt. Ihr Kopf kennt kaum Pausen. Meditation kann helfen, sich Neuem zu öffnen. Sie finden Tipps und Übungen in unserem Artikel Meditation für Anfänger.
Mit Achtsamkeit besinnen Sie sich auf das Wesentliche und entlasten die grauen Zellen. Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, sich wieder auf das Leben abseits der digitalen Welt zu fokussieren. Versuchen Sie doch mal kleine Achtsamkeitsübungen in Ihren Alltag zu integrieren. Das geht ganz einfach, zum Beispiel mit unseren Achtsamkeits-Podcasts von und mit Angela Homfeldt oder Curse.
Wenn es keinen wichtigen Grund gibt, das Handy in die Hand zu nehmen, lassen Sie es. Spüren Sie dabei in sich hinein, was der Verzicht aufs Smartphone mit Ihnen macht. Unruhe? Anspannung? Alle Empfindungen sind erlaubt. Versuchen Sie, diese nicht zu bewerten.
Spüren Sie Ihre Atmung. Wo nehmen Sie diese gerade am deutlichsten wahr? Im Bauch, in der Brust oder in der Nase? Konzentrieren Sie sich auf die Stelle, bei der die Atmung am lebendigsten ist. Atmen Sie tief durch die Nase ein und anschließend durch den Mund wieder aus. Ganz so, als ob Sie dabei das Verlangen nach Ihrem Handy ausatmen. Wiederholen Sie die Übung zehnmal und schenken Sie sich anschließend ein Lächeln.
Hier finden Sie mehr Infos zu Achtsamkeit im Alltag und Achtsamkeit gegen Stress.
Es versorgt uns mit Informationen, unterhält uns und verbindet uns mit Freunden und Bekannten. Unser Smartphone gehört zu unserem Leben dazu und in vielen Situationen kommen wir gar nicht mehr ohne aus. Aber brauchen wir es wirklich immer? Ständig blinkt es, surrt es und lenkt uns ab. Ist es nicht sinnvoll, von Zeit zu Zeit offline zu gehen, um den Kopf frei zu kriegen und im realen Leben zu sein? Wann digitale Technologien zum Stressfaktor werden und wie man es schafft, einfach mal abzuschalten, darüber spricht Doc Caro in dieser Folge von „Auf Herz & Ohren“ mit dem Facharzt für Neurologie Professor Volker Busch.
Letzte Änderung: 28.02.2022
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