Viele akute Notfälle ließen sich verhindern, wenn wir besser auf unsere Gesundheit achten würden, ist Dr. Carola Holzner überzeugt. Mit ihrem neuen Podcast will sie Menschen aufklären und für einen gesunden Lebensstil begeistern. Im Interview erklärt sie, warum die Psyche so wichtig ist, um gesund zu bleiben. Und was sie selbst tut, um mental stark zu bleiben.
Notärztin, Podcasterin, Videobloggerin und Bestsellerautorin
In deinem Podcast „Auf Herz & Ohren“ sprichst du mit deinen Gästen über Medizinthemen rund um ganzheitliche Gesundheit. Was bedeutet das genau?
Ganzheitlich meint, dass man nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale und die soziale Gesundheit im Blick hat. Denn die Psyche hat einen extremen Einfluss auf unser körperliches Wohlbefinden. Genauso unser Umfeld. Für mich als Ärztin heißt das, dass ich meine Patienten im Ganzen betrachten muss und nicht auf ein Organsystem reduziert.
Kannst du das erklären?
Wenn wir nachts gerufen werden, weil jemand eine Blutdruckkrise hat – also viel zu hohen Bluthochdruck. Dann behandle ich diesen natürlich sofort, um weitere Schäden abzuwenden. Später, wenn die akute Notfallsituation vorbei ist, reicht es aber nicht, nur den Blutdruck einzustellen. Damit es dem Patienten langfristig besser geht, müssen wir nachforschen: Warum ist der Wert so hoch? Hat derjenige Stress? Ist er emotional belastet? Wird er auf der Arbeit gemobbt? Wir können eine Erkrankung nur dann vernünftig behandeln, wenn wir die Ursache kennen.
Siehst du viele Notfälle, die man mit einem gesunden Lebensstil hätte verhindern können?
Wenn die Leute zum Beispiel mehr auf ihre Ernährung achten, sich ausreichend bewegen und regelmäßig ihren Blutdruck checken würden – würde das auf jeden Fall was bringen! Genauso wichtig: aufs Rauchen verzichten und weniger Alkohol trinken. Und wenn sie regelmäßig etwas für die mentale Gesundheit tun würden, dann könnten sie meiner Meinung nach viele akute Probleme verhindern. Darum ist es so extrem wichtig, dass wir die Menschen vorher erreichen und ihnen – ohne erhobenen Zeigefinger – erklären, warum zum Beispiel Rauchen ungesund ist.
Was wir für unsere körperliche Gesundheit tun können, ist den meisten klar. Aber wie können wir unsere mentale Gesundheit verbessern?
Indem wir uns zum Beispiel einmal ganz bewusst mit uns selbst beschäftigen, entspannen und etwas nur für uns machen. Indem wir den Kopf freikriegen: also kein Handy, sondern einfach mal spazieren. Es sind diese einfachen Dinge, die häufig viel zu kurz kommen.
Du selbst gehörst zu den Menschen, die unheimlich viel um die Ohren haben. Wie schaffst du es, dir Zeit für dich zu nehmen?
Indem ich mir kleine Inseln schaffe. Meine Pferde sind meine Insel der Glückseligkeit, meine Tankstelle für Kraft, mein Moment nur für mich. Außerdem habe ich mir angewöhnt, in regelmäßigen Abständen Coachings zu machen, um mir klar zu werden: Wo stehe ich? Wo will ich hin? Wie geht es mir überhaupt? Gibt es Baustellen in meinem Leben, die ich bearbeiten muss?
Viele tun sich schwer damit, sich Zeit für sich zu nehmen.
Ja, da sind vor allem wir Frauen leider oft schlecht drin. Wir reiben uns auf für Beruf, Familie, Kinder und stellen die eigenen Bedürfnisse hinten an. Da müssen wir an uns arbeiten, uns freimachen vom schlechten Gewissen. Sondern einfach mal sagen: Das ist meins. Das ist natürlich ein Vorteil, den ich mit meinen Pferden habe – sie müssen raus. Auch bei Regen und Hagelsturm. Das kann ich nicht einfach absagen wie zum Beispiel einen Pilateskurs.
Du bist in der Öffentlichkeit sehr aktiv: als Videobloggerin, Buchautorin, Talkshow-Gast, auf Social Media und jetzt auch mit deinem Podcast "Auf Herz & Ohren“.
Es gibt ein breites Interesse an medizinischen Themen in der Bevölkerung und mir macht es große Freude, über Gesundheit aufzuklären. Ich möchte möglichst viele Menschen erreichen und für einen gesunden Lebensstil begeistern.
Was erwartest du vom Podcast? Was kann dieses Medium, was andere nicht können?
Im Gegensatz zu anderen Medien kann man einen Podcast wunderbar nebenbei konsumieren. Das mache ich auch selbst: beim Joggen, beim Autofahren, beim Putzen oder beim Reiten. Das Besondere am Podcast ist aber auch, dass man Zeit hat, Themen ausgiebig und in Ruhe zu besprechen.
Auf welche Podcast-Folge freust du dich am meisten?
Ich finde alle Folgen sehr spannend. Das Schöne für mich ist, dass ich selbst bei jeder Folge etwas dazulerne. Bei der Folge zum digitalen Stress zum Beispiel.
Was hast du gelernt?
Dass man im Alltag dringend Inseln braucht. Außerdem sollten wir versuchen, uns 20 Minuten am Tag auf eine Sache zu konzentrieren – ohne Unterbrechung und ohne Ablenkung. Das kann der Spaziergang mit dem Hund sein, aber mal ohne Handy. Oder die Mathe-Hausaufgaben, die man mit dem Kind macht. Es mag auch die Excel-Tabelle am Computer sein. Das habe ich mir jetzt wirklich zu Herzen genommen: Dass ich versuche, mich wirklich auf das zu fokussieren, was ich gerade tue. Und ich merke schon, dass das mein Leben wirklich erleichtert.
Hast du noch einen persönlichen Gesundheitstipp?
Wertschätzung für sich selber. Das klingt so einfach. Und man kann es auf alle Bereiche beziehen: auf Ernährung, Bewegung, Entspannung oder darauf, regelmäßig zum Hausarzt zu gehen. Wir sind ständig damit beschäftigt, uns um andere zu kümmern. Mein Gesundheitstipp ist: Kümmere dich um dich!
Letzte Änderung: 17.01.2022
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