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Hautpflege verstehen: Was Ihre Haut wirklich braucht

ArtikelLesezeit: 4:00 min.
Junge Frau cremt sich vor dem Spiegel das Gesicht ein

Bildnachweis: © stock.adobe.com / Rido

Serum oder Toner, Retinol oder Niacinamid: Wer sich mit Hautpflege beschäftigt, steht vor einer Flut an Fachbegriffen, Produkten und Versprechen. Doch was ist sinnvoll und welche Produkte sind für welchen Hauttyp geeignet? Wir geben Ihnen einen Überblick über Pflege, die für Frauen und Männer geeignet ist.

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Die Expertin zum Thema

Anna Bamidis

Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, ServiceCenter AOK-Clarimedis
Foto: Fotografie Schulzki

Wie viele Produkte braucht meine Haut?

Eine gute Basishautpflege besteht aus einem Reinigungsprodukt, Pflegeprodukten wie Serum und Creme und einem Sonnenschutz. Doch welche Wirkstoffe passen zu welchem Hauttyp? Welche Inhaltsstoffe dürfen kombiniert werden – und welche besser nicht? Wir helfen Ihnen, sich im Pflegedschungel besser zurechtzufinden. Dafür erklären wir nicht nur, was Produkte leisten, sondern auch, wie sie wirken, für wen sie geeignet sind und worauf Sie bei der Anwendung achten sollten.

Öl- oder wasserbasiert, Gel oder Balsam – welches Reinigungsprodukt ist gut für mich?

Wer seiner Haut etwas Gutes tun will, reinigt sie ein- bis zweimal am Tag. Morgens, um überschüssigen Talg zu entfernen – hierbei kann auch das alleinige Abwaschen mit Wasser ausreichend sein – und abends, um Schmutz, Make-up und Umwelteinflüsse des Tages abzuwaschen. Hierbei unterscheidet man zwischen wasserbasierten und ölhaltigen Produkten. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe hilft: „Aqua“ steht für Wasser, „Oil“ für Öl.

Grundsätzlich gilt: Normale bis fettige Haut kommt meist mit wasserbasierten Reinigungsprodukten wie Gel oder Schaum gut zurecht. Mizellenwasser  zum Beispiel ist ebenfalls wasserbasiert und kann sich besonders für empfindliche Haut eignen – es wird ohne Abspülen angewendet. Trockene oder sensible Haut freut sich über ölhaltige Produkte wie Reinigungsöl oder Reinigungsbalsam. Reinigungsmilch und -cremes kombinieren Wasser und Öl in einer sanften Emulsion und sind ideal für reife, trockene oder empfindliche Haut.

Sie verwenden regelmäßig Make-up oder Sonnencreme? Dann könnte vor allem abends das sogenannte Double Cleansing für Sie geeignet sein: Erst ein ölhaltiges Produkt verwenden, da es Rückstände besonders gut entfernt, dann ein wasserbasiertes für die Tiefenreinigung.   

Generell gilt für Reinigungs- und Pflegeprodukte aber: „Weniger ist mehr“. Das bezieht sich sowohl auf die Anzahl an Inhaltsstoffen als auch die Anzahl an Produkten. Alle Produkte sollten „hautneutral“ sein, also dem pH-Wert der Haut mit ihrem Säureschutzmantel entsprechen, duftstofffrei und hypoallergen sein. Denn auch eine „Überpflegung“ kann zu Hautbeschwerden führen, z.B. zu einer perioralen Dermatitis (Mundrose). Das ist ein entzündlicher Hautausschlag typischerweise um den Mund, aber auch um die Nase, der sich auf das restliche Gesicht ausbreiten kann.

Beim Sonnenschutz ist es jedoch unerlässlich, die erforderliche Menge aufzutragen und regelmäßig nachzucremen.

Insgesamt gibt es kein pauschales Vorgehen und es empfiehlt sich, die Pflege individuell auf Alter, Hautbeschaffenheit und Lebensumstände wie Schwangerschaft und Stillzeit abzustimmen. 

Wie pflege ich meine Haut am besten?

Nach der Reinigung braucht die Haut Pflege – sonst wird sie schnell trocken, spannt oder neigt zu Reizungen. Die passende Pflege morgens und abends versorgt die Haut mit Feuchtigkeit, schützt sie und unterstützt ihre natürliche Schutzbarriere. 

Was gehört dazu?

  • Gesichtswasser (Toner): Kein Pflichtprogramm, kann aber sinnvoll sein, besonders mit beruhigenden Inhaltsstoffen wie Panthenol.  Aloe Vera wiederum kann bei einigen Menschen zu einer Sensibilisierung bis hin zu einer Kontaktallergie führen, insbesondere bei einer vorgeschädigten Hautbarriere und trockener Haut,. Direkt nach der Reinigung aufgetragen, kann ein Toner helfen, den pH-Wert der Haut zu stabilisieren.
  • Seren: Das sind hochkonzentrierte Produkte, die mit speziellen Wirkstoffen für bestimmte Hautbedürfnisse ausgestattet sind, zum Beispiel Hyaluronsäure für Feuchtigkeit oder Niacinamid, das gewisse talgregulierende und antientzündliche Effekte hat. Verwenden Sie mehrere Seren, empfiehlt es sich, einige nur morgens, andere nur abends anzuwenden. So vermeiden Sie Reizungen oder dass sich die Wirkstoffe gegenseitig aufheben. Wie auch der Toner sind Seren eine gezielte Ergänzung, aber ebenfalls kein Muss in jeder Routine.
  • Gesichtscreme: Schützt die Haut vor Umwelteinflüssen und hilft, Feuchtigkeit zu speichern. Für trockene Haut darf sie reichhaltiger sein, während fettige Haut mit einer leichteren Gel-Creme gut bedient ist. Creme immer nach dem Serum auftragen, um die Hautbarriere zu versiegeln.
  • Augencreme: Da die Haut um die Augen besonders dünn und empfindlich ist, ist es empfehlenswert, auch hier eine Pflege zu verwenden – morgens, um Schwellungen und Trockenheitsfältchen zu reduzieren, und abends zur Regeneration. Am besten am Ende der Routine anwenden – und sanft einklopfen, um die empfindliche Augenpartie zu schonen.

Fachleute raten, bei der Pflege immer die Reihenfolge „von flüssig (Toner) über leicht (Serum) bis schwer (Creme)“ einzuhalten, damit die Haut die Pflegestoffe besser aufnehmen kann. 

Wenn Sie sich rasieren, ist vorab eine gründliche Reinigung wichtig, um Schmutz und Talg zu entfernen – das beugt eingewachsenen Haaren und Hautreizungen vor. Nach der Rasur beruhigen feuchtigkeitsspendende und reizlindernde Wirkstoffe wie Panthenol die Haut und unterstützen die Regeneration. Verzichten Sie auf alkoholhaltige Produkte, da sie die Haut zusätzlich reizen können.

Tipp: Bauen Sie neue Produkte langsam in die tägliche Pflegeroutine ein. So können Sie besser beobachten, wie die Haut darauf reagiert.

Ergänzende Pflege: Masken und Peelings

Es kann unter Umständen sinnvoll sein, zusätzlich nach der Reinigung ein Peeling in die Routine einzubauen, die Häufigkeit richtet sich nach individuellen Faktoren wie dem Hauttyp sowie der Art des Peelings. Peelings entfernen abgestorbene Hautzellen und regen die Hauterneuerung an. Bei mechanischen Peelings übernehmen feine Schleifpartikel – idealerweise aus natürlichen Stoffen wie Fruchtschalen oder Zucker – diese Aufgabe. Bei empfindlicher oder trockener Haut sollten mechanische Peelings höchstens einmal pro Woche oder seltener angewandt werden, bei normaler oder fettiger Haut ein- bis höchstens zweimal pro Woche. Achtung: Zu grobe Partikel können winzige Verletzungen verursachen. Chemische Peelings gelten oft als sanfter und nutzen Hydroxysäuren wie AHA (zum Beispiel Glykolsäure) für trockene Haut, BHA (zum Beispiel Salicylsäure) bei Unreinheiten oder die besonders milden PHA für empfindliche Haut. Die Häufigkeit der Anwendung von chemischen Peelings ist abhängig von Hautzustand, Wirkstoff und Konzentration. Da chemische Peelings die Haut lichtempfindlicher machen, sollten sie abends angewendet und tagsüber Sonnenschutz getragen werden.

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Wie finde ich mich zurecht im Wirkstoffdschungel?

Wirkstoffe sind das Herzstück moderner Hautpflege. Richtig angewendet, können sie nicht nur dabei helfen, die Haut gesund zu halten, sondern auch, Zeichen der Hautalterung zu mildern – bei falscher Kombination können sie jedoch Reizungen hervorrufen.

  • Retinol und Retinal (Vitamin A): Beide regen die Zellerneuerung an und helfen bei Unreinheiten, Falten und Pigmentflecken. Da Retinol vom Körper erst in Retinal umgewandelt werden muss, gilt Retinal im Allgemeinen als schneller wirksam und besser verträglich. Beide Wirkstoffe sind jedoch stark, deshalb ist es wichtig, die Haut langsam daran zu gewöhnen, sie nur abends zu verwenden und tagsüber immer Sonnenschutz zu nutzen. Nicht in der Schwangerschaft anwenden, da es das ungeborene Kind schädigen und Fehlbildungen verursachen kann.
  • Niacinamid (Vitamin B3): Niacinamid stärkt die Hautbarriere, hat gewisse antientzündliche Effekte, mildert Rötungen, reguliert Talg und sorgt mit seiner leicht aufhellenden Wirkung für einen gleichmäßigeren Teint. Gewisse indirekte positive Effekte (z.B. eine antioxidative Wirkung) sind auch bei UV-bedingten Hautschäden möglich. Jedoch ist Niacinamid kein UV-Schutz und ist daher stets in Kombination mit Sonnenschutz anzuwenden, auch um Pigmentflecken vorzubeugen. Es ist für fast alle Hauttypen geeignet.
  • Hyaluronsäure: Speichert Feuchtigkeit und soll für ein glattes, frisches Hautbild sorgen.
  • Vitamin C: Wirkt antioxidativ, schützt vor Umwelteinflüssen und kann helfen, den Teint auszugleichen, was zu einer ebenmäßigeren Hautfarbe führt. Besonders morgens sinnvoll – insbesondere bei empfindlicher Haut jedoch langsam einführen, da es die Haut reizen kann. Die aufhellende Wirkung von Vitamin C kann besonders vorteilhaft sein, um dunkle Flecken oder Hautverfärbungen zu mildern. Es kann aber auch sein, dass es sich wegen möglicher Hautreizung individuell nicht eignet.
  • Panthenol (Provitamin B5): Wirkt beruhigend, entzündungshemmend und unterstützt die Regeneration der Haut. Ideal bei Rötungen oder Reizungen.
  • Salicylsäure (BHA) dringt tief in die Poren ein, löst dort Talg und hemmt Entzündungen – ideal bei Mitessern, Pickeln und fettiger Haut.
  • Aloe vera: Spendet Feuchtigkeit, wirkt kühlend und kann gereizte Haut beruhigen. Es kann jedoch bei einigen Menschen, insbesondere bei vorgeschädigter Hautbarriere und trockener Haut, zu einer Sensibilisierung bis hin zu einer Kontaktallergie führen
  • Vitamin E: Schützt die Haut vor freien Radikalen, unterstützt die Zellregeneration und stärkt die Hautbarriere. Es wirkt entzündungshemmend und eignet sich besonders für trockene, empfindliche oder reife Haut.
  • AHA (Alpha-Hydroxysäuren) wie Glykolsäure: Wirken vor allem auf der Hautoberfläche. Sie lösen abgestorbene Zellen, spenden Feuchtigkeit und helfen bei Pigmentflecken oder ersten Fältchen. Für trockene Haut geeignet.
  • PHA (Polyhydroxysäuren): Sind die mildeste Variante. Ihre größeren Moleküle dringen langsamer in die Haut ein, reizen sie weniger und sind deshalb für alle Hauttypen – auch sensible und trockene Haut – geeignet. 

Welche Wirkstoffe passen zusammen, welche nicht?

Nicht alle Wirkstoffe vertragen sich miteinander. Gemeinsam angewendet heben sie die Wirkung auf oder führen gar zu Hautreizungen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Retinol + Vitamin C: Beide sind stark wirksam und können die Haut reizen. Besser abends (Retinol) und morgens (Vitamin C) anwenden.
  • AHA + Retinol: Beide regen die Hauterneuerung an und können zu Irritationen führen. An Tagen, an denen Sie AHA verwenden, auf Retinol verzichten.
  • Salicylsäure + Vitamin C: Salicylsäure macht Vitamin C weniger wirksam. Besser Vitamin C morgens, Salicylsäure abends verwenden.

Andere Wirkstoffe wiederum ergänzen sich und können problemlos gemeinsam verwendet werden. Hierzu zählen zum Beispiel Hyaluronsäure und Vitamin C sowie Niacinamid und Retinol. 

Mit Clean-Beauty-Produkten mache ich garantiert alles richtig, oder?

Produkte mit dem Label Naturkosmetik oder Clean Beauty erfreuen sich großer Beliebtheit – oft mit dem Versprechen, besonders „rein“, „natürlich“ oder „frei von Chemie“ zu sein. Doch diese Begriffe sind rechtlich nicht geschützt und sagen wenig über die tatsächliche Wirksamkeit oder Verträglichkeit eines Produkts aus. Pflanzliche Inhaltsstoffe klingen zunächst sanft, können aber ebenso Reizpotenzial bergen,sogar allergische Kontaktekzeme hervorrufen oder dazu führen, dass die Haut empfindlicher auf UV-Licht mit – teils ausgeprägten – sonnenbrandähnlichen (phototoxischen) oder allergischen (photoallergischen) Hautbildern reagiert. Außerdem können zum Beispiel ätherische Öle oder bestimmte Alkoholarten die gerade empfindliche Haut aus dem Gleichgewicht bringen. Umgekehrt sind viele synthetisch hergestellte Wirkstoffe, etwa Hyaluronsäure oder Ceramide, gut erforscht und in ihrer Wirkung sowie Hautverträglichkeit belegt. Letztlich gilt: Entscheidend ist nicht, wie „natürlich“ ein Produkt ist – sondern ob es zu Ihrem Hauttyp und Ihren individuellen Bedürfnissen passt.

Kann ich Hautpflege durch Make-up ersetzen?

Viele Make-up-Produkte enthalten heute pflegende Inhaltsstoffe – das ist praktisch, ersetzt aber keine gezielte und regelmäßige Hautpflege und erst recht nicht die Verwendung von Sonnenschutzcremes. 

  • BB-Cremes („Beauty Balm“) sind getönte Tagescremes, die mehrere Funktionen vereinen: Sie spenden Feuchtigkeit, gleichen den Hautton aus und bieten oft auch einen leichten Sonnenschutz. Perfekt für Tage, an denen es schnell gehen soll – aber nicht so wirksam wie spezielle Pflegeprodukte.
  • CC-Cremes („Color Correcting“) gehen einen Schritt weiter: Sie korrigieren gezielt Hautverfärbungen wie Rötungen oder Pigmentflecken und bieten oft eine höhere Deckkraft. Zusätzlich enthalten sie häufig Inhaltsstoffe wie Niacinamid, die die Hautstruktur verbessern können.
  • Primer, Foundation oder Concealer sorgen für ein ebenmäßiges Hautbild. Wer zu Pickelchen oder Mitessern neigt, sollte auf Produkte achten, die die Poren nicht verstopfen – oft steht dann „nicht-komedogen“ auf der Verpackung.

Letzte Änderung: 08.05.2025