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Digitale Gesundheitskompetenz fördern

ArtikelLesezeit: 2:00 min.
Frau im Krankenhausbett schaut auf ihr Smartphone

Bildnachweis: © stock.adobe.com / boyloso

Das Gesundheitswesen wird immer digitaler. Das betrifft Videosprechstunden, den Austausch von Gesundheitsdaten, die Nutzung von Gesundheits- und Fitness-Apps, aber vor allem auch die Suche nach verlässlichen Informationen. Umso wichtiger ist eine digitale Gesundheitskompetenz. Doch was verstehen wir überhaupt darunter – und wie fördert man sie?

Expertenbild

Der Experte zum Thema

Prof. Dr. med. Hajo Zeeb

Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation
Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS

Gesundheit wird immer digitaler und dadurch auch immer besser zugänglich. Während man früher in die Bücherei gehen musste, um sich über ein bestimmtes Thema zu informieren, liefert heute das Internet unzählige Treffer in Sekundenschnelle. Doch ganz so einfach ist es nicht: Studien zeigen, dass sich mehr als die Hälfte der Deutschen schwer damit tut, Gesundheitsinformationen im Internet zu finden und richtig einzuschätzen. Kein Wunder, stammen sie doch aus sehr unterschiedlichen Quellen: von medizinischen Einrichtungen, staatlichen Institutionen, Krankenkassen und Versicherungen über Verlage, Influencer und Selbsthilfegruppen bis hin zu Unternehmen, die mit zweifelhaften Produkten und Dienstleistungen Geld verdienen wollen. „Es gibt eine große Menge an guten Informationen im Netz, aber leider ist die Menge schlechter, sinnloser oder schlichtweg falscher Informationen noch viel größer. Deshalb ist Gesundheitskompetenz wichtiger denn je“, sagt Prof. Dr. med. Hajo Zeeb, Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie.

Was versteht man unter Gesundheitskompetenz?

Unter Gesundheitskompetenz versteht man das Wissen, die Motivation und die Fähigkeit, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen – und für sich zu nutzen. Das Thema wird bereits seit den 1970er-Jahren unter dem englischsprachigen Begriff „Health Literacy“ diskutiert. Während es damals aber vor allem darum ging, die Behandlungsinformationen des Arztes oder den Medikamenten-Beipackzettel zu verstehen, geht es heute überhaupt erst einmal darum, relevantes Wissen zu finden und aus der Informationsflut herauszufiltern.

Das geschieht auf mehreren Ebenen: Zunächst müssen Menschen erst einmal die Motivation haben, sich mit dem Thema Gesundheit auseinanderzusetzen. Anschließend geht es darum, vertrauenswürdige Informationen zu finden, zu verstehen und einzuordnen. Und dann sollte man sich die Informationen für seine eigene Gesundheit und sein Leben zunutze machen können. Je besser Menschen Bescheid wissen, desto länger bleiben sie gesund. Gesundheitskompetenz ist in der Prävention deshalb mindestens genauso wichtig wie bei akuten Beschwerden.

Arzt und Ärztin schauen gemeinsam auf einen Laptop

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Warum ist Gesundheitskompetenz wichtig?

Forschungen zeigen, dass Gesundheitskompetenz einen direkten Einfluss auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die gesundheitliche Chancengleichheit hat. „Sind Patienten gut informiert, können sie im täglichen Leben besser Entscheidungen treffen, die sich positiv auf ihre Gesundheit auswirken. Menschen mit schwacher Gesundheitskompetenz hingegen haben besonders große Schwierigkeiten, mit Falschinformation umzugehen“, so Zeeb. Während informierte Patienten ihre Therapie besser mitgestalten und gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt gut überlegte Entscheidungen treffen können, können schlecht informierte Patienten ihre Beschwerden häufig nicht richtig einschätzen und wissen nicht, ob sie behandlungsbedürftig sind. Es fehlt ihnen außerdem an Wissen, welche therapeutischen Ansätze es gibt, wo man passende Experten findet und welche Nebenwirkungen oder Kosten welche Behandlung mit sich bringt.  

Unterschiede zeigen sich bei Alter und Geschlecht, vor allem aber bei Bildungsgrad und sozioökonomischem Status: Mittelalte Menschen sind kompetenter als ganz junge und ältere Menschen. Frauen sind etwas kompetenter als Männer. Der größte Unterschied besteht jedoch zwischen wohlhabenden und sozial benachteiligten Menschen. Essenziell sind deshalb barrierefreie Bildungsangebote wie die Gesundheitskioske vor Ort in den Kommunen und Quartieren.

Wie kann Gesundheitskompetenz gefördert werden?

Jeder Einzelne kann jederzeit damit beginnen, sich mit gesundheitsrelevanten Themen zu beschäftigen. Am besten Sie picken sich ein Thema heraus, zu dem Sie mehr erfahren wollen. Vielleicht wollen Sie ein Marathontraining beginnen, gesünder kochen oder Ihren Alltag etwas achtsamer gestalten? Wenn Sie erst einmal ins Thema einsteigen, kommen Sie schnell weiter. Hier finden Sie vertrauenswürdige Internetseiten für den Einstieg. Haben Sie Zweifel, suchen Sie auf jeden Fall das Gespräch mit Ihrem Arzt.

„Gesundheitskompetenz ist aber nicht nur eine individuelle, sondern auch eine strukturelle Frage – und muss verstärkt in die Lehrpläne rein! Gesundheit ist ein faszinierendes Thema und kann – richtig vermittelt – total Spaß machen! Je früher und häufiger wir damit in Berührung kommen, desto größer die Motivation und das Wissen“, so Zeeb. Gleichzeitig spielen Krankenhäuser, Arztpraxen, Präventions- und Bildungseinrichtungen, aber auch Hochschulen und Arbeitgeber eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Gesundheit in den Fokus zu stellen.

Letzte Änderung: 25.09.2022