Immer wieder etwas Neues haben wollen, obwohl man es nicht braucht: Wenn Shoppen zum Zwang wird, ist das Kaufsucht. In Deutschland ist laut Schätzungen etwa jeder Zwanzigste gefährdet. Wir erklären, was hinter der Shoppingsucht steckt, wie sie sich äußert und wie der Ausstieg gelingen kann.
Kleidung, Technik oder Schmuck: Die meisten Menschen kaufen mehr, als sie wirklich brauchen. Doch bei manchen wird das Kaufen regelrecht zur Sucht. Kaufsüchtigen geht es nicht um die Ware, die sie erwerben. Das Kaufen selbst löst einen kurzen „Kick“ aus – ein berauschendes Glücksgefühl.
Spätestens, wenn das neue Teil – Küchengerät, Hose oder Smartwatch – zu Hause im Schrank verstaut ist, ist die gute Stimmung vorbei. Viele bekommen Schuldgefühle. So entsteht ein Kreislauf: Ein weiteres Shoppingerlebnis soll die Gefühle abmildern. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa fünf Prozent der Deutschen stark kaufsuchtgefährdet sind.
Weil jeder Dinge einkaufen muss, ist Shopping in gewissem Maße notwendig und gesellschaftlich akzeptiert. Deshalb wird Kaufsucht oft erst spät erkannt. Betroffene sind außerdem gut darin, ihr Verhalten zu rechtfertigen und zu verschleiern. Wer die Kaufsucht nicht in den Griff bekommt, steht irgendwann schlimmstenfalls vor einem Schuldenberg. Auch Freundschaften zerbrechen oder die Familie distanziert sich.
Bisher ist Kaufsucht nicht als eigenständige Krankheit anerkannt. Sie gehört zu den nicht stoffgebundenen Süchten, anders als etwa Alkohol- oder Drogensucht. Kaufsucht wird von Medizinern oft als „Störung der Impulskontrolle“ klassifiziert.
Einkaufen muss jeder. Auch sich hin und wieder etwas zu gönnen, was Sie nicht dringend brauchen, ist in Ordnung. Einige Kriterien deuten jedoch auf eine Kaufsucht hin:
Sucht vorbeugen
Angebote für Kids und Jugendliche.
Warum Menschen kaufsüchtig werden, ist individuell verschieden. Eine Kaufsucht beginnt meist schleichend. In vielen Fällen spielen wohl mehrere Faktoren eine Rolle. Konkrete Auslöser für eine Kaufattacke können sein:
Fachleute vertreten die Ansicht, dass Kaufsucht auch durch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale begünstigt wird. Denn Shoppingsucht tritt teilweise zusammen mit anderen psychischen Störungen auf. Etwa wenn Menschen unter Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen leiden. Auch Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus sind möglich. Meist ist jedoch nicht klar zu trennen, ob die Kaufsucht die Ursache für solche weiteren Störungen ist. Es ist auch möglich, dass beispielsweise eine Angststörung schon vorliegt und die Betroffenen versuchen, diese mit exzessivem Kaufen erträglicher zu machen.
Um eine genaue Aussage dazu zu treffen, fehlen bisher verlässliche Daten. Experten gehen davon aus, dass Frauen etwas eher gefährdet sind als Männer. Menschen aller sozialen Schichten und Einkommensklassen können kaufsüchtig sein.
Auch das ist von Person zu Person unterschiedlich. Manche werden bei Luxusgütern schwach. Andere sind stets auf der Suche nach Schnäppchen. Es gibt Kaufsüchtige, die nur online shoppen, andere bevorzugen das Einkaufserlebnis vor Ort. Einige kaufen für sich, wieder andere haben vor allem Spaß daran, Geschenke zu erwerben.
Die meisten Betroffenen schaffen es nicht, ihre Zwänge aus eigener Kraft zu bekämpfen. Zuallererst sollten die Kaufsüchtigen einsehen, dass sie ein Problem haben und Hilfe brauchen. Dann hat eine Therapie Erfolgsaussichten.Je früher der Kaufsüchtige sein Problem erkennt, desto besser sind die Heilungschancen – Geduld ist aber in jedem Fall nötig.
Bei einer fortgeschrittenen Kaufsucht ist eine Verhaltenstherapie mit einem Psychotherapeuten anzuraten. Solche Therapien gibt es in einer Gruppe mit anderen Kaufsüchtigen, aber auch für einzelne Betroffene. In der Therapie sprechen Kaufsüchtige darüber, wann sie in einen Kaufrausch geraten. Sie versuchen, den Ursachen ihrer Störung auf den Grund zu gehen und lernen, ihre Schwäche zu beherrschen.
Auch Gespräche in Selbsthilfegruppen sind sinnvoll. Hier erfahren die Betroffenen, dass auch andere unter der Kaufsucht leiden. Das gibt Kraft und die Kontrolle durch andere hilft, sich gegen Rückfälle zu wappnen.
Sie haben das Gefühl kaufsuchtgefährdet zu sein? Diese Tipps können helfen, wieder bewusster einzukaufen:
Schaffen Sie Ihre Kredit- und EC-Karte ab. Wer bar bezahlt, hat ein besseres Gefühl für die Summen, die er ausgibt. Setzen Sie außerdem Ihren Dispokredit herab. So können Sie keine Schulden machen.
Kaufen Sie mit einem Einkaufszettel ein und nehmen Sie nur mit, was Sie notiert haben. Das schützt gegen ungewollte Spontankäufe.
Ständig landen Angebote mit den neusten Schnäppchen im Briefkasten oder im Mailpostfach. Bestellen Sie Newsletter ab, kleben Sie einen „Keine Werbung bitte“-Aufkleber an den Briefkasten. So umgehen Sie unnötige Kaufanreize.
Wer gern mehr einkauft als er sollte, kann mit Familienangehörigen oder Freunden einkaufen gehen. Verabreden Sie vorher, was Sie einkaufen möchten. Dann kann Ihre Begleitung darauf achten, dass nur das im Einkaufswagen landet.
Die Möglichkeiten, im Internet einzukaufen, sind grenzenlos. Rund um die Uhr können Sie online stöbern. Das führt leicht in die Kaufsucht.
Umgehen Sie Schluss- oder Sonderverkäufe. Lassen Sie außerdem die Finger von Bonus- und Rabattkarten. All das begünstigt einen hemmungslosen Kaufrausch.
Lassen Sie sich Dinge zurücklegen, die Sie überlegen zu kaufen, anstatt spontan zu kaufen. So können Sie noch einmal überlegen, ob Sie wirklich zuschlagen wollen.
Wenn Sie ein ungesundes Kaufverhalten bei Personen aus Ihrem Freundes- oder Familienkreis beobachten, suchen Sie ein offenes Gespräch. Schildern Sie Ihre Beobachtung. Bleiben Sie dabei möglichst sachlich.
Holen Sie sich Unterstützung, sobald Sie merken, dass Ihr Kaufverhalten Sie oder Ihr Umfeld belastet.
Kontakt zu Selbsthilfegruppen in NRW finden Sie unter anderem beim Selbsthilfenetz.
Die Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen (KISS) Hamburg bieten Kaufsüchtigen ebenfalls Hilfsangebote.
Manche Kliniken bieten außerdem Suchtambulanzen an. Hier bekommen Sie Rat und Kontakt zu weiteren Ansprechpartnern.
Letzte Änderung: 17.01.2022
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