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Erste-Hilfe-Maßnahmen: die wichtigsten Schritte für den Notfall

ArtikelLesezeit: 5:00 min.
Wiederbelebung Übung an einer Puppe

Bildnachweis: © stock.adobe.com / Microgen

Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten wir alle kennen. Wissen Sie, was Sie in verschiedenen Notfallsituationen tun müssen – und in welcher Reihenfolge?

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Dr. Sabine Forsch

Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie
ServiceCenter AOK-Clarimedis

In Ihrer unmittelbaren Gegenwart geschieht ein Unfall und es gilt, Erste Hilfe zu leisten. Nun heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Lesen Sie hier die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen für verschiedene Notfälle: So gehen Sie Schritt für Schritt vor.

    In welcher Reihenfolge wende ich Erste-Hilfe-Maßnahmen an?

    Grundsätzlich gilt in einer Notsituation: An allererster Stelle stehen immer Absichern der Unfallstelle und Eigenschutz.

    Dann folgt der Notruf: Kontaktieren Sie umgehend Rettungsdienst und Feuerwehr unter 112 und die Polizei unter 110. Diesen sollten Sie in beinahe jedem Notfall absetzen, noch bevor Sie Erste-Hilfe-Maßnahmen anwenden.

    Die Notrufnummer 112 gilt nicht nur in Deutschland, sondern in allen europäischen Mitgliedsstaaten. Wenn mehrere Personen anwesend sind, beauftragen Sie am besten eine der umstehenden Personen, den Notruf abzusetzen. So verlieren Sie keine wertvolle Zeit und können den Betroffenen direkt helfen.

    Notruf 112 – die fünf W-Fragen:

    Bleiben Sie ruhig, wenn Sie den Notruf absetzen. Folgende Fragen sollten Sie beantworten können:

    • WO ist der Unfall geschehen oder ein Notfall eingetreten?
    • WAS hat sich ereignet?
    • WIE VIELE Verletzte/Erkrankte gibt es?
    • WELCHE Verletzungen/Erkrankungen konnten Sie entdecken?
    • WARTEN Sie auf Rückfragen.

    Neben der 112 gibt es auch noch weitere Nummern, die Sie kennen oder sich einspeichern sollten. Die richtige Rufnummer für jeden Notfall finden Sie hier.

    Erste-Hilfe-Maßnahmen für Notfälle im Haushalt und Alltag

    Hier eine Übersicht über Erste-Hilfe-Maßnahmen für verschiedene Notsituationen:

    Allergischer Schock

    • Setzen Sie den Notruf 112 ab.
    • Hat der Betroffene ein Allergie-Notfallset bei sich (Adrenalin-Fertigspritze, Antihistaminika-Tabletten oder Kortisonsaft)? Patienten, die bereits einmal einen anaphylaktischen Schock erlitten haben oder bei denen ein erhöhtes Risiko besteht, tragen im Bestfall stets ein solches Set zur Selbstmedikation bei sich. Setzen Sie das Notfallset nach beiliegender Anleitung ein.
    • Ist kein Notfallset auffindbar ist, bleiben Sie bei dem Patienten und beruhigen ihn, bis der Notarzt eintritt – auch damit unterstützen Sie den Patienten.

    Asthma-Anfall

    • Bringen Sie den Betroffenen in eine Position, die ihm das Atmen erleichtert. Asthmatiker wissen meistens, welche Körperhaltung ihnen hilft. Es gibt zum Beispiel den sogenannten Kutschersitz: Sie setzen den Betroffenen auf einen Stuhl, beugen seinen Oberkörper nach vorne und stützen seine Unterarme auf den Oberschenkeln (oder einer Tischplatte) ab.
    • Helfen Sie ihm bei der Inhalation des Notfallsprays.
    • Setzen Sie den Notruf 112 ab.
    • Beruhigen Sie den Betroffenen, befreien Sie ihn gegebenenfalls von einengender Kleidung im Halsbereich und öffnen Sie auf Wunsch ein Fenster.
    • Lassen Sie den Betroffenen nicht allein.

    Fremdkörper in der Luftröhre

    • Bei Atemstillstand beginnen Sie mit der Reanimation.
    • Sind Sie in der Ersten Hilfe geschult, ist der Heimlich-Handgriff die erste Tat. Umfassen Sie dabei den Oberbauch des Betroffenen von hinten, platzieren eine Faust zwischen Bauchnabel und Brustbeinende, umfassen diese mit der anderen Hand und drücken kräftig und ruckartig in den Bauch des Betroffenen nach hinten und oben. Der dadurch entstehende Überdruck soll den Fremdkörper aus der Luftröhre nach oben befördern.
    • Kennen Sie den Heimlich-Handgriff nicht, können sie dem Betroffenen mit der flachen Hand einmal kräftig zwischen die Schulterblätter schlagen. Dabei sollte der Betroffene aufrecht stehen und den Oberkörper nach vorne beugen. Damit unterstützen sie den Hustenmechanismus, der den verschluckten Gegenstand wieder nach oben befördert.
    • Kann der Betroffene den Fremdkörper nicht sofort aushusten, ist sofort der Notruf 112 zu veranlassen.

    Fremdkörper in Wunden

    • Bei schweren Verletzungen rufen Sie den Notruf 112.
    • Weit aus der Wunde herausragende Fremdkörper sollten Sie so verbinden und polstern, dass keine weiteren Verletzungen entstehen können.
    • Versuchen Sie nicht, den Fremdkörper selbst zu entfernen, sondern warten Sie auf den Notarzt.

    Offene Knochenbrüche

    • Bewegen Sie die Bruchstelle nicht, achten Sie auf Schmerzäußerungen oder Anzeichen eines Schocks – das können Unruhe, Angst und Nervosität sein, eine blasse Hautfarbe, kalte oder schweißnasse Haut, Frieren und Zittern und später auch Ruhe und Teilnahmslosigkeit.
    • Setzen Sie den Notruf 112 ab.
    • Versorgen Sie offene Brüche mit einer Wundauflage.
    • Lassen Sie den Betroffenen nicht alleine.

    Stromschläge

    • Setzen Sie den Notruf 112 ab, dabei unbedingt sagen, dass es sich um einen Stromunfall handelt.
    • Berühren Sie den Betroffenen niemals direkt, weil Sie sonst selbst einen Stromschlag oder eine Muskelverkrampfung erleiden können.
    • Unterbrechen Sie die Stromquelle durch Abziehen des Elektrosteckers oder Ausschalten der Sicherungen.
    • Wenn der Stromkreis unterbrochen ist: Prüfen Sie die Atmung des Betroffenen.
    • Atmet er selbstständig, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage. Danach versorgen Sie – je nach Zustand – vorhandene Brandwunden.
    • Wenn der Betroffene nicht atmet, beginnen Sie mit der Reanimation

    Verbrennungen und Verbrühungen im Haushalt

    • Bewahren Sie Ruhe.
    • Löschen Sie ein offenes Feuer. Achten Sie auf Ihre eigene Sicherheit.
    • Setzen Sie den Notruf 112 ab.
    • Überprüfen Sie die Vitalzeichen und beginnen Sie bei Bedarf mit einer Reanimation
    • Ist er bei Bewusstsein, sprechen Sie mit dem Betroffenen und beruhigen Sie ihn.
    • Bei kleineren Verbrennungen von weniger als fünf Prozent der Körperoberfläche kühlen Sie die betroffene Stelle. (Als Anhaltspunkt: Bei Erwachsenen entspricht die Handfläche inklusive der Finger etwa einem Prozent Körperoberfläche.) Kühlen Sie mit lauwarmem Wasser das verbrannte bzw. verbrühte Areal maximal 20 Minuten. Wichtig: Verwenden Sie kein eiskaltes Wasser! Großflächige Verbrennungen dürfen Sie nicht kühlen, sonst besteht die Gefahr einer Unterkühlung.
    • Öffnen Sie Brandblasen nicht selbst.
    • Decken Sie freiliegende Wunden mit sterilem (keimfreien) Gazeverband ab.
    • Verwenden Sie keine Salben, Puder oder gel- bzw. ölhaltigen Verbände. Diese erschweren den Ärzten die Beurteilung der Verbrennungstiefe.
    • Ziehen Sie mit der Haut verschmolzene oder verkrustete Kleidung keinesfalls aus.
    • Bei allen Verbrennungen ist ein Arztbesuch empfehlenswert.

    Bei einem größeren Brand ist es wahrscheinlich, dass der Betroffene kritische Mengen Rauch eingeatmet hat. Für Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Rauchgasvergiftungen schauen Sie im Absatz „Rauchgasvergiftungen“.

    Vergiftungen

    • Ist der Betroffene bewusstlos, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage, beginnen sie gegebenenfalls mit einer Reanimation
    • Setzen Sie den Notruf 112 ab, teilen Sie mit, um was für eine Art von Vergiftung es sich handelt
    • Bei Verschlucken von Giften. Geben Sie dem Betroffenen kein Salzwasser und keine Milch, lösen Sie kein Erbrechen aus.
    • Bei Hautkontakt: Entfernen Sie benetzte Kleider und spülen Sie betroffene Hautpartien ausgiebig mit klarem Wasser. Tragen Sie dabei Schutzhandschuhe. Spülen Sie im Anschluss auch Ihre eigenen Hände mit Wasser.
    • Nach Einatmen: Entfernen Sie den Betroffenen aus der Gefahrenzone und sorgen Sie für Frischluftzufuhr.
    • Bei Augenkontakt: Augen sofort für mindestens 10 Minuten unter klarem Wasser ausspülen.

    Rauchgasvergiftungen

    • Bringen Sie den Betroffenen – wenn möglich – aus der Gefahrenzone. Bringen Sie sich aber selber nicht in Gefahr!  Denken Sie daran, dass es für ihn eine extreme Stresssituation ist und er eventuell einen Schock erlitten hat.
    • Setzen Sie den Notruf 112 ab.
    • Ist der Betroffene bewusstlos, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage und kontrollieren Sie durchgehend seine Vitalfunktionen. Setzt seine Atmung aus, beginnen Sie sofort mit der Herzdruckmassage.
    • Ist er bei Bewusstsein, sorgen sie für eine sitzende Körperhaltung an der frischen Luft
    • Die Auswirkungen der giftigen Gase können auch zeitverzögert eintreten. Bleiben Sie, wenn möglich, bei der betroffenen Person und achten Sie auf ihn, bis der Rettungsdienst eintrifft. Jede Person, die Kontakt mit Rauchgasen hatte, muss sich unbedingt medizinisch untersuchen lassen.
    • Ist der Verletzte ansprechbar, versuchen Sie herauszufinden, ob sich die Person direkt in dem brennenden Raum befand, wie lange sie den Rauchgasen in etwa ausgesetzt war und ob sie Verbrennungen erlitten hat. Geben Sie diese Informationen an den Rettungsdienst weiter.

    Starke Blutungen

    Ein veralteter Ratschlag lautet: Starke Blutungen müssen Sie abbinden. Das Abbinden kann jedoch zu Lähmungserscheinungen führen, wenn dabei Nerven gequetscht werden. Besser ist es, den blutenden Körperteil hochzulegen und einen Druckverband anzulegen.

    • Setzen Sie den Notruf 112 ab.
    • Ziehen sie Handschuhe an und legen Sie eine keimfreie Auflage auf die Wunde.
    • Befestigen Sie die Auflage mit einer Binde.
    • Drücken Sie ein Verbandspäckchen auf die Stelle und das fixieren Sie das Ganze mit einer weiteren Binde.

    So wird die Blutung gestoppt, der verletze Körperteil aber nicht von der Blutversorgung abgeschnitten.

    Lachendes Baby liegt auf dem Bauch in einem Gitterbett und hebt den Kopf.

    Erste-Hilfe-Seminar

    Notfallversorgung für Baby und Kind.

    Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem Verkehrsunfall

    Bei einem Autounfall sind einige Schritte zu beachten, bevor Sie Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen.

    Nähern Sie sich einer Unfallstelle, schalten Sie sofort die Warnblinkanlage ein, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen. Bringen Sie sich selbst nicht in Gefahr. Halten Sie mit Ihrem Auto Abstand von der Unfallstelle, damit diese für Rettungsfahrzeuge gut zu erreichen ist. Holen Sie sich am besten Unterstützung von anderen Verkehrsteilnehmern.

    Sichern Sie dann die Unfallstelle ab:

    • Ziehen Sie eine Warnweste an.
    • Stellen Sie das Warndreieck auf. Die Entfernung zur Unfallstelle sollte im Stadtverkehr etwa 50, auf Landstraßen 100 und auf Autobahnen 150 bis 200 Meter betragen. Bei Kurven und Bergkuppen stellen Sie das Warndreieck jeweils davor auf.
    • Fordern Sie nachfolgende Fahrzeuge zusätzlich zum Langsamfahren auf, indem Sie einen Arm ausstrecken und damit Auf- und Abwärtsbewegungen in halber Körperhöhe ausführen.

    Erst dann tätigen Sie den Notruf 112 und leisten Erste Hilfe, bis der Rettungsdienst eintrifft. Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen Sie ergreifen, hängt von den Verletzungen der Unfallopfer ab.


    Letzte Änderung: 11.09.2023