Psychologin Franca Cerutti: Wie finde ich den passenden Therapeuten?

Welche Therapie die richtige ist, hängt von der Problematik und den individuellen Bedürfnissen ab. Es gibt tiefenpsychologische, systemische und kognitiv- verhaltenstherapeutische Therapieformen, die ihre Wirksamkeit erwiesen haben und daher von den Krankenkassen übernommen werden. Grob kann man sagen, dass die tiefenpsychologisch fundierte Therapie ihren Fokus vor allem auf unbewusste Konflikte und deren Ursprünge in der Kindheit legt. In der systemischen Therapie wird der Mensch besonders im Kontext seiner sozialen Umgebung und des zwischenmenschlichen Miteinanders betrachtet. Und in der kognitiven Verhaltenstherapie geht es darum, aktuelle Denk- und Verhaltensmuster zu identifizieren und zu verändern.

Eine Grundvoraussetzung ist die fachliche Qualifikation – alles andere würde ich davon abhängig machen, wie ich mich in der Therapie fühle: Werde ich verstanden? Traue ich mich, mich zu öffnen? Habe ich Raum, mich mit meinen Gefühlen auseinanderzusetzen? Kann ich Bedenken und Fragen klären? Verfolgen wir das gleiche Ziel in der Therapie? Und, ganz wichtig: Fühle ich mich wohl und sicher? Studien zeigen, dass die gute Beziehung zwischen Patient und Therapeut ein wichtiger Faktor für den Therapieerfolg ist. Daher empfehle ich, hierauf besonders zu achten.

Vertrauen ist ein Prozess, der Zeit braucht. Es ist völlig normal, dass es einige Sitzungen dauert, bis Sie sich öffnen können. Wenn Sie sich unverstanden oder unwohl fühlen, sagen Sie das auf jeden Fall – denn streng genommen ist es nicht Ihr Job, Vertrauen zu entwickeln, sondern der Therapeut muss sich als vertrauenswürdig und verlässlich erweisen. Dafür ist Ihr Feedback hilfreich. Regelmäßige Sitzungen sind gerade zu Beginn der Therapie sinnvoll, um das Vertrauen zu festigen.