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Radtour für Sportliche: Eifel

ArtikelLesezeit: 5:00 min.
Junge Frau fährt Fahrrad.

Bildnachweis: © wdv / Jan Lauer

Hier ist Kondition gefragt: Auf meist autofreien Wegen geht es auf dieser Radstrecke durch den Nationalpark Eifel vorbei an Stauseen und Buchenwäldern. Zum Teil ist die Strecke unbefestigt.

Die Tour stammt aus: ADFC-Radausflugsführer Nordeifel von Norbert Schmidt, Bielefelder Verlag 2013, 14,95 Euro.

„Die Tour beginnt am Bahnhof Kall. Von dort geht es schnell nach Gemünd, am Ortsende von Malsbenden beginnt der autofreie Uferweg. Nach einigen Kilometern gelangt man zur Urfttalsperre.

Die Urfttalsperre ist die älteste Talsperre der Eifel und befindet sich mitten im Nationalpark Eifel, sie wurde zwischen 1900 und 1905 unter dem Aachener Ingenieur Intze nach dem nach ihm benannten Intze-Prinzip erbaut. Das bedeutet, diese Talsperre besteht aus einer Gewichtssteinmauer von Bruchsteinen mit hohem Mörtelanteil und einem bogenförmigen Grundriss. Hinzu kommen ein Vorsatzbauwerk, eine mit Beton abgedichtete Wasserseite sowie vertikale Drainagen aus Tonrohren hinter der Wasserseite. Gemauert mit Bruchsteinen aus örtlich abgebauter Grauwacke und Tonschiefer ist die Sperrmauer über der Gründungssohle knapp 60 Meter hoch, an ihrer Krone rund 225 Meter lang sowie an ihrer Krone 6 Meter und an ihrem Fuß über 50 Meter breit. Die Urft-Staumauer war bis 1912 die höchste Staumauer Europas.

Weiter durch den Nationalpark verläuft der Radweg autofrei bis zur Rurtalsperre, Eisenbachsee, Oberer See. Die 1934 bis 1938 erbaute Staumauer wurde 1955 bis 1959 auf 72 m aufgestockt, wodurch die größte Talsperre Westdeutschlands entstand. Der See bietet neben Wassersport weitere umfangreiche Freizeitmöglichkeiten. Die Rurtalsperre Schwammenauel ist ein als Erd- und Steinschüttdamm mit innen liegender Dichtung aus Lehm errichteter Staudamm, sie wurde 1939 in Betrieb genommen. 1961 wurde der Damm auf über 77 m über der Gründungssohle erhöht. Komplett aufgestaut erreicht der Rurstausee eine Länge von 10,6 km.

Besonderheiten des Rurstausees sind die Insel Eichert, die Halbinsel am Tonsberg und die Halbinsel Eschauel mit ihrem Badestrand, bei Niedrigwasser auch zu Fuß erreichbar. Die Stauseen sind ein bei Wassersportlern und Erholungssuchenden beliebtes Naherholungsgebiet. Der Wasserverband Eifel-Rur wacht als Betreiber über die Nutzung der Gewässer. So dient der Obersee zur Trinkwassergewinnung und ist somit für Wassersportler tabu. Ausflugsschiffe der Rursee-Schifffahrt und Segelboote sowie Cafés, Wochenendhäuser und Campingplätze prägen das Landschaftsbild. Neben der Wasserstandsregulierung wird die Talsperre zur Stromerzeugung genutzt.

Hinter Rurberg beginnt die Umrundung der Rurtalsperre, ab Woffelsbach auf unbefestigten Wegen, dafür unbehelligt vom Autoverkehr. Auf der Südseite erreichen wir wieder das Gebiet des Nationalparks Eifel. Der 2004 eröffnete Nationalpark Eifel ist der 14. Nationalpark in Deutschland und der erste in Nordrhein-Westfalen und umfasst knapp 11.000 ha Fläche. Im Nordwesten grenzt er an den Rurstausee und umschließt die Urfttalsperre, den ehemaligen Truppenübungsplatz Vogelsang, jedoch nicht die NS-Ordensburg Vogelsang selbst.

Der Nationalpark Eifel schützt den vom atlantischen Klima geprägten Hainsimsen-Buchenwald, der bis heute in Teilen in der Nordeifel erhalten geblieben ist und ursprünglich die gesamte Eifel und große Teile Mitteleuropas bedeckte. Auf 110 Quadratkilometern erstrecken sich Laub- und Nadelwälder, Seen, Bäche und offene Grasflächen. Ein großes unzerschnittenes Waldgebiet mit hohem Buchenwaldanteil ist der Kermeter. Dieses Waldareal ist zugänglich und bietet eine Vielzahl von interessanten Wanderungen. Der Nationalpark Eifel beheimatet über 900 gefährdete Tier- und Pflanzenarten der Roten Liste. Allein 1.300 Käferarten wurden in seinen Wäldern entdeckt. Unter anderem leben die Wildkatze, der Schwarzstorch und die in NRW seltene Mauereidechse im Nationalpark Eifel.

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Der Bereich des früher vom belgischen Militär verwalteten und genutzten Nato-Truppenübungsplatzes Vogelsang, die Dreiborner Hochfläche, macht ca. 3.300 Hektar der Gesamtfläche aus und ist erst seit dem 1. Januar 2006 für die Öffentlichkeit zugänglich. Insbesondere durch die Gewinnung von Holzkohle waren weite Flächen in der Eifel noch zu Beginn des 19. Jh. waldfrei. Unter Preußischer Herrschaft im 19. Jh. sowie nach dem letzten Weltkrieg wurden weite Teile der Eifel mit Fichten bepflanzt. Diese Nadelbäume sind jedoch durch den Befall mit Borkenkäfern besonders in trockeneren Perioden gefährdet. Ein Übergreifen auf Nadelwaldflächen außerhalb des Nationalparks soll somit rechtzeitig verhindert werden. Das Nachwachsen von Buchen im Nationalparkgebiet wird im Süden des Großschutzgebietes durch sogenannte Initialpflanzungen unterstützt. Denn die Buche gedeiht gut im Schatten und man kann auch heute unter Fichten eine natürliche Buchenverjüngung entdecken. Es werden jedoch viele Jahrzehnte vergehen, bis die Buche wieder die dominierende Baumart ist.

Neben einem weiten Wanderwege-, Reitwege- und Radwegenetz sind die Nationalpark-Tore die Anlaufstellen für Besucher. Diese befinden sich in mehreren Orten in und um den Nationalpark, sind auch an Wochenenden und Feiertagen geöffnet und bieten neben ihren jeweiligen thematischen Schwerpunkt-Ausstellungen neueste Infos und organisierte Führungen mit Rangern an. Auskunft über all diese Angebote sowie die buchbaren Waldführer für individuelle Gruppen gibt es außerdem beim Nationalparkforstamt Eifel.

Nach Umrundung des Rursees geht es wieder zurück in Richtung Gemünd entlang des Urftsees. In Höhe der neuen Urftseebrücke lohnt ein Abstecher steil bergan zur ehem. NS-Ordensburg Vogelsang. Zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wurden unter der Bezeichnung Ordensburg zwischen 1934 und 1936 drei Ausbildungsstätten für zukünftiges Führungspersonal der NSDAP errichtet. Bei den Ordensburgen handelte es sich um Neubauten, nicht um umfunktionierte mittelalterliche Burgen. Als historisches Vorbild dienten die mittelalterlichen Deutschordensburgen, eine Mischung aus Kaserne, Burg und Kloster. Eine dieser Standorte war Burg Vogelsang.

Hier sollte nach Vorstellungen der damaligen Machthaber die rassische Philosophie der neuen Ordnung, also die Rassenideologie der Nazis, vermittelt werden. Die Ausbildung war auch von militärischen und sportlichen Übungen geprägt. Der unter Denkmalschutz stehende Teil der Bauwerke umfasst eine Bruttogeschossfläche von mehr als 50.000 qm und gilt nach den Parteitagsbauten in Nürnberg mit fast 100 ha bebauter Fläche als die größte bauliche Hinterlassenschaft des Nationalsozialismus in Deutschland.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Komplex von britischen, ab 1950 bis Ende 2005 von belgischen Militärstreitkräften genutzt, die dort eine Kaserne und auf der Dreiborner Hochfläche einen Truppenübungsplatz einrichteten. Nach 60 Jahren der militärischen Nutzung ist Vogelsang seit 2006 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und als vogelsangipgGmbH ein internationaler Platz im Nationalpark Eifel. Seit der Eröffnung hat sich Burg Vogelsang zu einem Besuchermagneten entwickelt. Leitbild ist es, die NS-Vergangenheit zum Anlass zu nehmen, um in der Zukunft mit Vogelsang einen Ort des Friedens, der Toleranz und internationalen Begegnung von Menschen entstehen zu lassen. In bewusstem Kontrast zu seiner ursprünglichen Zweckbestimmung werden hier ein Ausstellungs- und Bildungszentrum sowie der Sitz des zukünftigen Nationalparkzentrums entstehen. Vogelsang ist täglich geöffnet und bietet regelmäßig Geländerundgänge, Workshops und Exkursionen an. Weiterhin gibt es das ganze Jahr über wechselnde Ausstellungen, Veranstaltungen, Tagungen, Studientage und vieles mehr.

Nach diesen Eindrücken geht es steil bergab und weiter entlang des Urftsees bis Gemünd. Der heutige Stadtteil von Schleiden, an der Mündung der Olef in die Urft gelegen, wurde erstmals im 13. Jh. genannt und entwickelte sich im 15. Jh. durch seine Eisenhüttenwerke [...]. Nach deren Niedergang und dem Bau der Urftseetalsperre gewann der Regionaltourismus (Naherholung) an Bedeutung, es entstanden ein Kurpark sowie das Kurviertel mit Kneipp-Tretbecken, Musikpavillon und Freibad. In Gemünd ist auch der Sitz der Nationalparkverwaltung untergebracht.

Von Gemünd geht es zunächst auf dem Radweg neben der Bundesstraße, dann auf ruhigen Nebenwegen nach Kall.“

Letzte Änderung: 15.05.2016