Abonnieren Sie den vigo-Newsletter. Wir halten Sie zu allen interessanten Gesundheitsthemen auf dem Laufenden!

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.

Potenzprobleme bei Männern

ArtikelLesezeit: 5:00 min.
Frau umarmt nachdenklichen Mann von hinten.

Bildnachweis: © stock.adobe.com / Yakobchuk Olena

Zu schnell, zu langsam oder gar nicht: Beschwerden wie Erektionsstörungen, vorzeitiger Samenerguss oder Libidoverlust machen vielen Männern zu schaffen. Hier erfahren Sie mehr über deren Auslöser und warum es sich lohnt, Hemmschwellen zu überwinden und sich rasch Hilfe zu holen.

Expertenbild

Der Experte zum Thema

Peter Krolak

Facharzt für Urologie

Beschwerden mit vielen Gesichtern

Potenzstörungen sind ein Sammelbegriff für viele Sexualstörungen des Mannes. Darunter fallen vor allem Erektionsstörungen, Ejakulationsstörungen, Libidoverlust sowie verminderte Zeugungsfähigkeit. Bei allen Störungen sollten sich Betroffene frühzeitig an den Hausarzt oder Urologen wenden, um mögliche Ursachen abklären zu lassen.

Erektionsstörungen (Erektile Dysfunktion, ED)

Erektionsstörung bezeichnet die Unfähigkeit, eine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Steife (Erektion) des Penis aufzubauen oder aufrechtzuerhalten. Etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Männer über 40 Jahre kennt Erektionsprobleme aus eigener Erfahrung. Vorübergehende Probleme sind in der Regel jedoch nicht krankhaft oder behandlungsbedürftig.

Erst wenn das Problem länger als sechs Monate besteht und mehr als 70 Prozent der versuchten Geschlechtsakte aufgrund der mangelnden Erektion nicht stattfinden konnten, spricht die Deutsche Gesellschaft für Urologie von einer Erektionsstörung. Als behandlungsbedürftig gilt eine ED, wenn sie die Lebensqualität des Betroffenen und der Partnerin/des Partners beeinträchtigt. Die Zahl der Erkrankten steigt mit zunehmendem Lebensalter.

Ejakulationsstörungen

Unter Ejakulationsstörungen werden Störungen beim Samenerguss zusammengefasst. Dazu gehören vorzeitige, verspätete oder ausbleibende Samenergüsse. Auch retrograde (in die Harnblase fehlgeleitete Samenergüsse) und schmerzhafte Ejakulationen fallen hierunter. Unter einer vorzeitigen Ejakulation versteht man Samenergüsse, die weniger als eine Minute nach dem Eindringen in die Vagina auftreten.

Libidostörungen

Bei sexueller Lustlosigkeit oder auch Libidostörung nehmen das sexuelle Verlangen oder sexuelle Fantasien ab. Dies ist oft mit Leidensdruck in der Partnerschaft verbunden. Neben seelischen Gründen kann auch ein niedriger Testosteronspiegel das Sexualverlangen vermindern. Niedrigere Testosteronwerte sind oft altersbedingt, können aber auch durch Erkrankungen der Hoden oder seltene gutartige Hirntumoren verursacht sein.

Verminderte Zeugungsfähigkeit (Infertilität)

Eine Zeugungsunfähigkeit des Mannes liegt vor, wenn trotz regelmäßigem ungeschützten Sexualverkehr über ein Jahr keine Schwangerschaft eingetreten ist (sofern die Frau gesund ist). Mögliche Ursachen sind Fehlbildungen oder Schäden des Hodens sowie eine erblich bedingte unzureichende Spermienqualität. Die Erektionsfähigkeit ist dabei meist nicht eingeschränkt.

Potenzstörungen haben viele Ursachen

Potenzprobleme können viele Ursachen haben – sowohl körperliche als auch psychische.

Für eine Erektion beispielsweise müssen Blutgefäße, Nerven, Hormone und Muskeln zusammenarbeiten.

Studien zeigen, dass gerade Erektionsstörungen mit dem Alter deutlich zunehmen: Während etwa 2 Prozent der Männer unter 40 Jahre betroffen sind, sind es fast 35 % der über 60-Jährigen und mehr als die Hälfte aller über 70-Jährigen. Bei älteren Betroffenen liegt meist eine körperliche Ursache vor. Die Erektionsstörung tritt dann häufig in Begleitung oder als Folge von anderen Erkrankungen auf. Bei jüngeren Männern dagegen sind eher psychische Faktoren für die sexuellen Probleme verantwortlich.

Körperliche Ursachen:

  • Durchblutungsstörungen (wie durch Typ-2-Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Nikotinkonsum)
  • gutartige Vergrößerung der Prostata
  • Herzkrankheiten (Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt)
  • Nervenschädigungen (wie nach Operationen im Becken, an Prostata oder Hoden, Unfälle, Bandscheibenvorfälle, Multiple Sklerose)
  • Fehlbildungen oder Verletzungen von Penis oder Hoden
  • Hormonstörungen (wie Testosteronmangel, erblich bedingt oder als Folge einer Krankheit)

Psychische Ursachen:

  • Versagensängste
  • Stress (Leistungsdruck privat und beruflich)
  • Depressionen

Arzneimittelbedingte Ursachen:

  • Herz-Kreislauf-Medikamente (wie gegen Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen Herzschwäche)
  • Psychopharmaka (Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmittel)
  • Appetitzügler, Magen-Darm-Präparate
  • Mittel gegen Rheuma oder zur Muskelentspannung

Risiken abklären lassen

Treten sexuelle Beschwerden auf, sollte man diese vom Facharzt (Urologen) abklären lassen. Durch eine gründliche Untersuchung kann er ernsthafte Ursachen ausschließen und eine individuell geeignete Therapie empfehlen. Je früher gehandelt wird, desto größer sind meist die Behandlungserfolge.

Individuelle Therapie

Zur Behandlung von Potenz- oder Libidostörungen gibt es zahlreiche Maßnahmen. Der Arzt wählt diese in Abstimmung mit dem betroffenen Mann je nach Art der Beschwerden, Ursache und Begleiterkrankungen aus.

Tabletten-Check

Sind Medikamente, etwa gegen eine Herzkrankheit, Diabetes, Bluthochdruck oder Prostatavergrößerung, für die Potenzstörungen verantwortlich, wird der Arzt versuchen sie durch Alternativen zu ersetzen.

Sexualhormone

Wurde ein Testosteron-Mangel nachgewiesen, kann das Hormon als Injektion (3-Monatsinjektionen) oder Gel (tägliches Auftragen) verordnet werden. Bei noch bestehendem Kinderwunsch darf Testosteron nicht gegeben werden.

Selbst aktiv werden

Betroffene können selbst viel zu einer Verbesserung ihrer Situation beitragen. Zum Beispiel mit Entspannungsübungen zum Abbau von Alltagsstress, ausreichend Bewegung, abwechslungsreichem Essen, Abbau von Übergewicht und – besonders bei Kinderwunsch – dem Verzicht auf Nikotin.

Medikamente gegen Erektionsstörungen

Eingesetzt werden meist sogenannte Phosphodiesterasehemmer (PDE-5-Hemmer), die jedoch nur nach sexueller Stimulation funktionieren. Die verwendeten Wirkstoffe verbessern die Blutzufuhr in den Penisschwellkörpern. Hier gilt es, auf Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu achten: Insbesondere bei schweren Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen, Störungen der Blutgerinnung und einigen Blutdrucksenkern.

Injektionstherapie

Hierbei injiziert sich der Mann vor dem Geschlechtsverkehr selbst ein Medikament in die Schwellkörper des Penis (SKAT). Die Substanzen Prostaglandin oder Papaverin verstärken ebenfalls die Durchblutung der Schwellkörper.

Mechanische Erektionshilfen

Eingesetzt werden Vakuumpumpen, bei denen ein auf den Penis aufgesetzter Zylinder einen Unterdruck erzeugt. Dadurch füllt sich der Penis mit Blut und löst eine Erektion aus.

Operative Verfahren

Bleiben andere Behandlungen erfolglos, kann als letzte Möglichkeit über eine Penisprothesenimplantation nachgedacht werden. Dabei werden Implantate aus Kunststoff in die Schwellkörper eingesetzt.

Psychologische Betreuung

Sind psychische Gründe Auslöser der Potenz- oder Libidoprobleme, kann eine psychologische Beratung oder Psychotherapie hilfreich sein.

Frau versucht auf das Smartphone des Mannes zu schauen

Partnerschaft & Sexualität

Die AOK gibt Tipps rund um die Zeit zu zweit.

Wechseljahre des Mannes

Das Hormon Testosteron sorgt ab der Pubertät für die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane, die tiefere Stimme, den Bartwuchs, die Bildung von Spermien und den Geschlechtstrieb. Ab etwa 30 Jahren nimmt die Produktion des Hormons Testosteron altersbedingt langsam ab.

Niedrigen Testosteronwerten werden Beschwerden wie sexuelle Unlust und Erektionsprobleme zugeschrieben. Diese treten aber auch bei normalen Werten auf. Ein behandlungsbedürftiger Mangel ist selten.

Stark beworbene Testosteronmittel versprechen zwar mehr Jugendlichkeit, Manneskraft und ein längeres Leben. Sicher nachweisen ließ sich das nicht. Mögliche Nebenwirkungen einer Testosteron-Therapie sind aber ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, hohe Blutfette, Prostatabeschwerden und Bluthochdruck. Testosteronpräparate sollten daher nur in Absprache mit dem Arzt verwendet werden.

Sex beginnt im Kopf

Untersuchungen zeigen, dass die Psyche bei einer erfüllten Sexualität eine entscheidende Rolle spielt. Belastende Lebenssituationen, Depressionen oder Angstgefühle können ein Auslöser von Potenzstörungen sein. Aber auch die Medikamente zu ihrer Behandlung – wie Antidepressiva oder Beruhigungsmittel – wirken sich unter Umständen auf das Sexualleben aus.

Starke Versagensängste, das Gefühl der Überforderung oder vermindertes Selbstwertgefühl können außerdem zur vermehrten Ausschüttung bestimmter Hormone wie Noradrenalin im Gehirn führen. Dies löst eine „Blockade“ aus, die eine befriedigende Erektion verhindert.

Angststörungen und Leistungsdruck spielen auch eine Rolle beim vorzeitigen Samenerguss, wobei nicht eindeutig geklärt ist, ob sie deren Folge oder Ursache sind.

Vorbeugen mit Sport

Körperliche Aktivität verbessert nachweislich die Durchblutung und Sauerstoffversorgung im gesamten Körper – und damit auch im Penis. Empfohlen wird zum Beispiel ein Intervalltraining an Fitnessgeräten wie dem Stepper oder der Beinpresse.

Eine Übung, die Sie ohne Hilfsmittel und gut zu Hause machen können, ist der Kniehebelauf (Skipping): Beim Laufen auf der Stelle werden die Knie so weit nach oben gezogen, dass die Oberschenkel in die Waagerechte kommen. Der Oberkörper bleibt dabei gerade und leicht nach vorne geneigt.

Schonend und einfach ist das gezielte Training der Beckenbodenmuskeln. Übungen lernt man beim Physiotherapeuten. Anleitungen findet man aber auch bei der Prostata Hilfe Deutschland oder in speziellen Ratgebern.

Vorsicht beim Radfahren: Eine falsche Haltung oder ein zu harter Sattel können Nervenbahnen und den Blutfluss im Genitalbereich blockieren und so die Erektionsprobleme sogar noch verschlimmern. Lassen Sie sich am besten im Fachhandel beraten, worauf Sie bei der Haltung und beim Sattel achten sollten.

Mehr Informationen rund um das Thema Potenzstörungen finden Sie unter anderem bei der Fachgesellschaft für Urologie oder der Deutschen Gesellschaft für Andrologie.

Letzte Änderung: 02.12.2021