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Chronisches Erschöpfungssyndrom: Dauerhaft erschöpft

ArtikelLesezeit: 3:00 min.
Frau sitzt erschöpft auf dem Sofa

Bildnachweis: © istockphoto.com / izkes

Ständig müde und erschöpft – so fühlen sich Menschen, die am chronischen Erschöpfungssyndrom leiden. Die genauen Ursachen dafür sind bisher noch nicht komplett bekannt. Lesen Sie hier, wie es sich entwickelt und was Anzeichen dafür sein können.

Expertenbild

Die Expertin zum Thema

Dr. med. Astrid Naczinsky

Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Sich gelegentlich ausgelaugt oder erschöpft zu fühlen, kennt wohl jeder. Meistens hilft eine kurze Verschnaufpause, um wieder Kraft zu tanken. Einige Menschen leiden aber dauerhaft unter lähmender Erschöpfung und extremer Müdigkeit – dem sogenannten chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS).

Die Abkürzung CFS leitet sich dabei von der Bezeichnung chronisches Fatigue Syndrom ab. Eine einheitlich anerkannte Definition fehlt. So finden sich zum Beispiel auch die Bezeichnungen myalgische Enzephalopathie (ME) sowie die Abkürzung ME/CFS.

CFS und Fatigue – zwei unterschiedliche Dinge

Der eigentliche Begriff Fatigue kommt aus dem Französischen und bedeutet „müde“. In der Medizin wird er sowohl für Müdigkeit als auch für Erschöpfung verwendet.

Fatigue ist eine Begleiterscheinung vieler verschiedener Krankheiten wie zum Beispiel Krebs, Rheuma, multiple Sklerose oder Aids.

Beim chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS) hingegen handelt es sich umeine eigenständige chronische Erkrankung. Das CFS zeichnet sich vor allem durch eine langanhaltende und starke Erschöpfung aus – ohne Tendenz zur Besserung.

Laut der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS e.V. sind schätzungsweise 250.000 Menschen in Deutschland betroffen. Das chronische Erschöpfungssyndrom kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten, kommt aber oft bei Jugendlichen und im Alter zwischen 30 und 40 Jahren vor. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Symptome: Wie zeigt sich das CFS?

Das CFS beginnt meist nach einem Infekt. Erste Anzeichen sind ein Grippegefühl und eine anhaltende, schwere Erschöpfung, die sich trotz Ruhe nicht spürbar verbessert. Diese Symptome können entweder nur kurzzeitig auftreten oder aber auch über Wochen und Monate anhalten.

Als chronisch gilt der Erschöpfungszustand, wenn er länger als sechs Monate anhält, sich keine Besserung abzeichnet und sich zusätzlich noch weitere Symptome entwickeln.

Typischerweise tritt die Erschöpfung häufig erst am Tag nach einer körperlichen oder geistigen Anstrengung auf. Dann hält sie aber mehrere Tage oder Wochen an. Bei Betroffenen bleibt die Erschöpfung, anders als bei gesunden Menschen, trotz Ruhepausen bestehen.

Die Beschwerden zeigen sich bei jedem anders und können auch unterschiedlich stark ausfallen. Zu den typischen Symptomen gehören:

  • Erschöpfung
  • Müdigkeit und Schlafstörungen
  • Grippegefühl, Halsschmerzen, schmerzende Lymphknoten, erhöhte Temperatur
  • Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme
  • Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen
  • Darmbeschwerden
  • Schwindel
  • Stress- und Reizempfindlichkeit
  • Zudem treten parallel häufige und langanhaltende Infekte sowie Allergien auf

Im Laufe der Erkrankung kann die Erschöpfung immer weiter zunehmen. Betroffenen fällt es schwer, den Familienalltag oder die Arbeit zu bewältigen. Selbst minimale Tätigkeiten wie Aufstehen oder Zähneputzen bringen sie an den Rand der totalen Erschöpfung. Manche Menschen sind sogar so schwer betroffen, dass sie das Bett nicht mehr verlassen können oder auf Pflege angewiesen sind.

Mögliche Ursachen für das chronische Fatigue Syndrom

Die genauen Ursachen für das Erschöpfungssyndrom sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Experten vermuten Fehlregulationen des Immunsystems, des Nervensystems und des Energiestoffwechsels. Infekte gelten ebenso als mögliche Ursache. Denn häufig tritt die Krankheit nach akuten viralen oder bakteriellen Infektionen auf, wie zum Beispiel:

Neben Infektionen gibt es noch weitere mögliche Risikofaktoren, die das Ausbrechen der Krankheit begünstigen können. Dazu gehören:

  • starke körperliche Anstrengungen
  • Stress
  • psychische Belastungen wie Prüfungen oder eine Trennung, aber auch Traumata wie ein Unfall oder der Tod eines Angehörigen

CFS und Corona

Auch im Zusammenhang mit dem Coronavirus wird das chronische Erschöpfungssyndrom diskutiert. Immer mehr Menschen berichten, dass sie nach einer überstandenen COVID-19-Infektion nicht wieder auf die Beine kommen und unter Erschöpfung, Müdigkeit und Gliederschmerzen leiden. Oft sind auch Patienten betroffen, die nur einen milden Verlauf hatten.

Aktuell ist aber noch unklar, ob es sich dabei um Fatigue als Begleiterscheinung der Infektion handelt, um Langzeitfolgen der Corona-Infektion („Long covid“) oder ob Betroffene im Anschluss an die Infektion ein CFS entwickelt haben.

Wie wird CFS behandelt?

Aktuell gibt es keine eindeutigen Tests, um CFS zu diagnostizieren. Auch eine spezielle Therapie, die nachweislich wirkt, wurde noch nicht gefunden.

Zunächst muss der Arzt die Symptome richtig deuten und andere Krankheiten ausschließen, die ebenfalls mit Erschöpfung und Müdigkeit einhergehen. Dazu gehören zum Beispiel eine Depression oder Erkrankungen des Stoffwechsels.

Da die Merkmale der Krankheit so vielfältig und individuell verschieden sind, wird die Therapie individuell am Patienten und seinen Beschwerden angepasst. Behandelt werden in der Regel die Schmerzen, Infekte, Allergien und Mangelzustände.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die kognitive Verhaltenstherapie. Dabei lernen Betroffene neue Verhaltensweisen und Strategien, um den Umgang mit der Erkrankung zu verbessern.

Was kann man selbst gegen die Erschöpfung tun?

Auch wenn es schwerfällt: Betroffene sollten versuchen, den Teufelskreis aus Müdigkeit, Erschöpfung und Inaktivität zu durchbrechen. So kann es zum Beispiel helfen, das Tagespensum an das eigene Leistungsvermögen anzupassen. Aufgaben und Aktivitäten nur in kleinen Schritten zu planen und weniger wichtige Dinge an andere abzugeben.

Das richtige Maß ist dabei entscheidend, denn Betroffene sollten grundsätzlich Überanstrengungen vermeiden. Diese könnten die Beschwerden verschlechtern. Deshalb gilt:

  • möglichst viel ausruhen
  • Stress vermeiden
  • ausreichend schlafen
  • moderate körperliche Aktivität – ohne sich dabei zu überlasten

Empfohlen werden außerdem Entspannungstechniken wie Yoga, autogenes Training oder Meditation, um zur Ruhe zu kommen.

Letzte Änderung: 17.06.2021