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Für Nostalgiker: Radstrecke Bergisches Land

ArtikelLesezeit: 6:00 min.
Gruppe junger Menschen in der Natur beim Radfahren.

Bildnachweis: © wdv / Jan Lauer

Insgesamt 500 Höhenmeter sind bei dieser Radstrecke zu bewältigen. Sie führt entlang des alten Bahndamms der einstigen Sülztalbahn.

Die Tour stammt aus: Mit dem Fahrrad über Panoramawege im Bergischen Land von Norbert Schmidt, J. P. Bachem Verlag 2014, 14,95 Euro.

„Start unserer Tour entlang der Sülztalbahn ist der Endbahnhof der S-Bahn in Bergisch Gladbach. Seit der Gründung der Papierwerke Zanders im Jahr 1829 wuchs das aus einer Vielzahl kleinerer Wohnplätze entstandene Gladbach, das sich seit 1863 Bergisch Gladbach nennt, kontinuierlich an. Neben der Papierindustrie war es die Bergbau- und Kalkindustrie, die den Menschen Arbeit gab. Zählte der Ort im Jahr 1871 knapp 6.200 Einwohner, waren es kurz nach 1900 bereits über 13.400. Heute leben in der Kreisstadt 110.000 Menschen und sie ist somit offiziell eine Großstadt.

Wir schieben unsere Räder durch die Fußgängerzone. Linker Hand liegt der Industriekomplex der Papierfabrik Zanders. Dieser wirkt, mitten im Ort gelegen, aus der Zeit gefallen; er befindet sich mittlerweile im Besitz eines finnischen Unternehmens. Auch wenn die Papierindustrie an Bedeutung verloren hat, so zeugen zahlreiche Gleisanlagen sowie das mitten durch die Stadt verlaufende Anschlussgleis auf das Werksgelände von der einstigen Blüte der Stadt, die mit der Inbetriebnahme der Eisenbahn im Jahr 1868 ihren Aufschwung nahm.

Entlang eines ausgeschilderten Pfads überqueren wir einige Straßen und erreichen bald darauf die 1897 entstandene Gronauer Waldsiedlung. Die von der Fabrikantenfamilie Zanders für die Arbeiter und Angestellten der Papierfabrik errichtete Siedlung entspricht den Gedanken der „Gartenstadt“ und ist als ein Vorläufermodell der Deutschen Gartenstadtbewegung anzusehen. Früher als gemeinnützige Siedlungsgesellschaft geführt, sind heute alle Häuser in Privatbesitz, einige stehen unter Denkmalschutz. Dominiert wird der zentrale Platz der Siedlung von einer großwüchsigen Eiche.

Wir radeln durch die Bahndammunterführung und in der Folgezeit parallel zur stillgelegten Bahnlinie der ehemaligen Sülztalbahn. Diese verlief einst von Köln-Mülheim über Bergisch Gladbach, Bensberg, Rösrath, Hoffnungsthal und Immekeppel bis nach Lindlar. Der Abschnitt zwischen Gronau und Bensberg war von 1870 bis 1989 in Betrieb, geblieben ist der Bahndamm, der uns bis in den Ortsteil Lückerath (Saaler Mühle) begleitet. Hier geht es nochmals unter dem Bahndamm hindurch und nun leicht ansteigend weiter bis in den Bensberger Ortsteil Kaule. Dieser Name leitet sich aus dem mittelhochdeutschen „Kule“ (= Grube) ab und weist auf eine Geländevertiefung hin, aus der seit dem Mittelalter bis teilweise weit in die Neuzeit hinein Bodenschätze gewonnen wurden. Aus dem einstigen Handwerkerdorf entstand eine Bergbauernsiedlung. Im Kauler Hof, heute ein beliebter Biergarten, traf man sich bereits im 17. Jh. zum geselligen Beisammensein. Den Mittelpunkt des von Fachwerkbauten geprägten Ortsteils bildet das Kauler Kreuz, ein Passionskreuz, an dessen Stelle bereits Mitte des 16. Jh. ein Kreuz gestanden hat.

Nachdem wir die Straße Broichen und das Forsthaus passiert haben, erreichen wir kurz vor der Autobahn den Königsforst, eines der größten Wald- und Naherholungsgebiete zwischen Köln und dem Bergischen Land [...]. Hier stoßen wir erneut auf den ehemaligen Bahndamm der einstigen Sülztalbahn. Auf dem 1890 eröffneten Streckenabschnitt zwischen Bensberg und Rösrath verkehrten bis Anfang der 1960er Jahre noch Züge, doch 1964 wurden die Gleise entfernt. Nach einer Weile erreichen wir eine größere Kreuzung mit einem Rastplatz, hier erinnert uns eine Tafel an den Standort des ehemaligen Bahnhofs Forsbach, der gut 1 km vom Hauptort entfernt mitten im Wald liegt. Auf dem wassergebundenen Bahntrassenweg geht es nun mitten durch den Königsforst, später nach Überquerung einer Landstraße weiter bis nach Rösrath. Hier verlassen wir in Höhe Stümpen die alte Bahntrasse und lassen uns kurze Zeit später bergab in den Hauptort rollen.

Nachdem wir die Bahnstrecke und die Hauptverkehrsstraße (L 284) überquert haben, geht es über einen ruhigen Nebenweg hinab in den Auenwald. Dort kommen wir zum Schloss Eulenbroich, einem früheren Adelssitz, dessen Geschichte bis ins 13. Jh. zurückreicht. Nach mehreren Besitzerwechseln und einigen Jahren des Leerstands hat sich dieses Anwesen mittlerweile zum kulturellen Treffpunkt der Stadt Rösrath entwickelt. So entstand mit Hilfe des Landesförderprogramms der Regionale 2010 neben dem Schloss eine Bildungswerkstatt mit Räumlichkeiten für Veranstaltungen und eine Café mit Außengastronomie. Im Torhaus des Anwesens, das aus dem 18. Jh. stammt, hat der Rösrather Geschichtsverein seinen Sitz. Im Gewölbekeller des Herrenhauses ist eine Zauberschule untergebracht.

Weiter geht es auf autofreien Wegen durch die Sülzaue. Info-Stelen informieren uns über regionale Besonderheiten und die Funktionen der Auenlandschaft. Der Gebäudekomplex des denkmalgeschützten Haus Venauen mit seiner wechselvollen Geschichte und ebenso häufigen Nutzungswechseln wurde vor wenigen Jahren vollständig renoviert, in den Räumlichkeiten des Schlosses entstanden mehrere Eigentumswohnungen.

Kurz darauf erreichen wir Volberg, zu erkennen an der markanten Kirchturmspitze der evangelischen Kirche in Bruchsteinbauweise. Volberg ist der älteste Ortsteil von Rösrath; er wurde bereits im 10. Jh. urkundlich erwähnt. Wir passieren die Rotdornallee im Bahnhofsbereich und verlassen mit Erreichen des Freibads den Rösrather Ortsteil Hoffnungsthal. Nun geht es spürbar bergan bis Bleifeld. Schon der Ortsname verrät uns seine Bedeutung als Bergbauplatz. Die Hochzeit des bereits in der Frühzeit nachgewiesenen Erz-Bergbaus (Bleierze, Silbererze, Zink) am rechts der Straße liegenden Berg, dem „Lüderich“, setzte Mitte des 19. Jh. ein. Ende der 1970er Jahre wurde der Bergbau aufgegeben.

Oben im Ort angekommen, lädt uns der Biergarten „Bleifelder Hof“ inmitten des Ortes zur wohlverdienten Rast ein, bevor es auf der Höhe weiter nach Breide geht. Hier erreichen wir die Landstraße (L 84), auf der wir einbiegen und in der Folge weiterradeln. Diese führt uns im Wechsel leicht bergan und bergab zunächst nach Heiligenhaus. Am Schnittpunkt zweier Handelswege, der Heidenstraße zwischen Siegburg und Hohkeppel (heute Verlauf der L 84) sowie der Brüderstraße zwischen Köln und Siegen [...] entstand der Ort im 14. Jh. mitsamt der dem hl. Rochus geweihten Kapelle, dem Schutzpatron der Pestkranken. Hieraus abgeleitet wurde der Ortsname. Die Kapelle wurde später zu klein und so musste hinter der Kapelle eine größere Kirche errichtet werden.

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Nun radeln wir weiter im Wechsel bergab und bergan, an mehreren Weilern vorbei, immer mit schönen Ausblicken in den Norden und den Süden des Bergischen Landes. Nachdem wir die Autobahn überquert haben, rücken in südliche Richtung die markanten Türme des Bergischen Doms von Marialinden [...] in unser Blickfeld. Der Autoverkehr auf unserer Route ist je nach Tageszeit mal mäßig, mal gering, doch ist ein längeres Nebeneinanderradeln meist nicht möglich. Nach einigen Kilometern passieren wir die ersten Fußfälle eines Kreuzwegs im Ortsteil Kreutzweg. Wie es der Ortsname verrät, diente dieser Höhenweg gleichzeitig als Kirchweg der benachbarten Siedlungen. Kurz darauf erreichen wir Hohkeppel, überragt wird der Mitte des 10. Jh. erstmals erwähnte Ort, heute ein Teil der oberbergischen Gemeinde Lindlar, von der markanten Kirchturmspitze von St. Laurentius. Vermutlich war das ursprüngliche Gotteshaus ein schlichter Holzbau. Der Bau der ersten Steinkirche aus heimischem Bruchstein, von der heute noch der Turm erhalten ist, entstand im 12. Jh. Der heutige Kirchbau stammt aus dem 19. Jh. Die Häuser rund um die Kirche sind alte Fachwerkbauten, einige über 200 Jahre alt. Das reetgedeckte Haus „Weißen Pferdchen“ ist das älteste Gebäude (1612/1688) und diente unter anderem als Fuhrmannsherberge in einer Zeit, als die zumeist versumpften Täler bei der Durchreise noch gemieden wurden. Weitere historisch bedeutsame Gebäude sind der Burghof, das Pfarrhaus und die Vikarie.

Wir bleiben auf dem Höhenweg, der nun merklich ruhiger wird. Nach einer Weile erreichen wir den Lindlarer Ortsteil Oberfrielinghausen, der sich links des Wegs entlang des Hangs erstreckt. In Höhe der Schutzhütte verlassen wir die asphaltierte Straße und müssen das nächste Stück meist bergan auf einem grobschottrigen Waldweg weiterradeln. Mit Erreichen der nächsten befestigten Straße im Lindlarer Ortsteil Holz geht es dann bergab und am Segelflugplatz Hölzer Kopf vorbei. Unterwegs laden Ausflugsgasthöfe zu einer Rast ein. Ab Voßbruch, im Tal des Lennefer Bachs gelegen, müssen wir etwas bergan fahren, um in Höhe des Schulzentrums wieder bergab in die Ortsmitte unseres Zielortes zu gelangen.

Die Ursprünge von Lindlar gehen vermutlich auf das frühe Mittelalter zurück. Die am Marktplatz gelegene Kirche St. Severin entstand 1109, ihr Westturm stammt im Kern aus dem 12. Jh., ebenso wie das Taufbecken im Innern der Kirche. Die Kirche war im mittelalterlichen Lindlar Zentrum des Dorfs, das mit einem kleinen Außengraben und einem mit einer Hecke bepflanzten Wall befestigt war. Noch heute erinnert der Straßenname „Am Falltor“ an die Durchgänge der Wallanlage, die durch zugbrückenähnliche Falltore gesichert waren. Reste der Burg Neuenberg und Burg Eibach im Osten der Gemeinde zeugen von der einst strategischen Bedeutung des Orts im Mittelalter, da von dort aus Wege kontrolliert wurden. Händler und Pilger machten in Lindlar, aus Richtung Marienheide kommend, auf ihrem Weg nach Köln hier Rast. Besondere Bedeutung gewann der Ort durch die seit dem Mittelalter betriebenen Steinbrüche, seit etwa 150 Jahren wird schwerpunktmäßig der Abbau von Grauwacke betrieben.

Nach der letzten Kommunalreform wurde Lindlar, das vorher dem Rheinisch Bergischen Kreis zugerechnet wurde, eine Gemeinde des Oberbergischen Kreises. Lindlar verfügt heute über keinen Bahnhof mit Gleisanschluss mehr, deshalb muss für die Rückfahrt entweder der Bus benutzt oder nach einer ausgiebigen Pause die Rückfahrt auf dem Teilstück der ehemaligen Bahntrasse der Sülztalbahn angetreten werden [...]. Doch die oberbergische Gemeinde hat einige Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten anzubieten, wie das Bergische Freilichtmuseum, das Hallenbad und die Freizeitanlage am Schloss Heiligenhoven sowie den Steinhauerpfad am Brungerst. Auch gibt es zahlreiche Gaststätten und Hotels, sodass sich ein längerer Aufenthalt durchaus lohnt.“

Letzte Änderung: 17.05.2016