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Symptome von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

ArtikelLesezeit: 3:00 min.
Trauriger Junge

Bildnachweis: © stock.adobe.com / Photographee.eu

Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen machen sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Anzeichen für eine kranke Kinderseele vor.

Ist mein Kind psychisch krank?

Das Kind zieht sich zurück oder zeigt aggressives Verhalten – ist das nur eine Phase oder steckt mehr dahinter? Wenn sich das Verhalten Ihres Kindes stark verändert und über längere Zeit bestehen bleibt, sollten Sie näher hinsehen. Folgende Verhaltensauffälligkeiten können auf eine psychische Erkrankung hindeuten:

Das Kind ...

... ist überängstlich oder zieht sich zurück.
Manchmal kann sich dahinter eine Angst- oder Bindungsstörung oder Depression verbergen.

... verhält sich aggressiv.
Häufiges Ausrasten mit Schreien und Schlagen kann auf eine soziale Verhaltensstörung wie ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) oder eine Depression hindeuten.

... gewinnt oder verliert plötzlich deutlich an Körpergewicht.
Beides können Symptome für eine Essstörung sein. Magersucht und Esssucht sind irgendwann sichtbar, weil die Betroffenen extrem dünn oder dick werden. Bulimie-Patienten können ihre Erkrankung dagegen sehr lange verbergen.

... ist antriebs- und energielos.
Wenn Kinder wenig motiviert sind zu spielen oder andere Dinge zu tun und sich kaum für ihre Umwelt interessieren, könnte eine depressive Erkrankung der Grund sein.

... ist rastlos und zappelig.
Wenn sich ein Kind sehr viel aktiver als andere Kinder verhält, dabei mitunter Spielregeln des Miteinanders nicht einhält und von Unruhe getrieben ist, liegt wahrscheinlich eine ADHS vor.

... kann sich nicht konzentrieren.
Mangelnde Aufmerksamkeit in verschiedenen Situationen ist möglicherweise ein Anzeichen für ADHS oder ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom). Sie ist auch eine Begleiterscheinung von Depressionen oder Angststörungen. Bei Essstörungen kann Hunger zu fehlender Aufmerksamkeit führen.

... hat Muskelzuckungen, schneidet unkontrolliert Grimassen oder stößt Laute aus.
Neben diesen Symptomen kann auch unkontrolliertes Räuspern, Pfeifen oder Grunzen auf eine Tic-Störung hinweisen. Gleiches gilt, wenn das Kind ganze Wörter oder Sätze ständig wiederholt.

... verletzt sich selbst.
Selbstverletzendes (autoaggressives) Verhalten wie das Schneiden, Ritzen, Verbrennen oder Verätzen der Haut ist meist Ausdruck einer psychischen Erkrankung, mindestens aber psychischer Probleme. Die Verletzungen können Warnsignale sein und auf Impulskontroll- oder Borderline-Störung oder Depressionen hinweisen.

... ist extrem schüchtern.
Fast alle Kinder sind im Lauf ihrer Entwicklung schüchtern. Bei extrem schüchternen Kindern könnte eine Angst- oder Bindungsstörung dahinterstecken.

... schweigt beharrlich.
Wenn Kinder entweder vollständig oder in bestimmten Situationen schweigen, obwohl sie organisch fähig sind zu sprechen, leiden sie unter „Mutismus“. Diese klassifizierte Kommunikationsstörung kann Symptom einer psychischen Erkrankung, beispielsweise einer Depression, sein.  

... ist traurig, niedergeschlagen und resigniert.
All das können Anzeichen einer Depression sein. Bei kleineren Kindern kann sie sich darüber hinaus durch Ess- und Schlafstörungen äußern. Kinder klagen häufig auch über körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Bauchweh.

... verhält sich zwanghaft.
Ein Kind, das sich übertrieben häufig wäscht, etwas reinigt, kontrolliert oder zählt, hat vermutlich eine Zwangsstörung. Von einem Zählzwang bekommt die Umgebung oft nichts mit, vom Waschzwang hingegen schon.

Expertenrat einholen

Wenn Sie Verhaltensauffälligkeiten beobachten, die über eine längere Zeit anhalten, empfiehlt sich ein vertrauensvolles Gespräch in der haus- oder kinderärztlichen Praxis. Nach einer eingehenden Untersuchung wird Ihr Kind dann – wenn nötig – an eine psychologische oder psychiatrische Facharztpraxis überwiesen. Tipp: Notieren Sie Ihre Beobachtungen. In welchen Situationen treten die Verhaltensauffälligkeiten auf? Das hilft bei ärztlichen Gesprächen.

Tipps für Eltern

  • Nach der Ursache forschen: Eine Diagnose ist meistens sehr erleichternd für das Kind und die Familie. Sie hilft, den oft sehr anstrengenden Alltag gelassener zu betrachten und nicht mehr alles so persönlich zu nehmen.
  • Wertschätzung zeigen: Legen Sie Ihr Augenmerk darauf, Ihr Kind in all seinen Facetten zu sehen – nicht nur die krankheitsbedingten Verhaltensweisen.
  • Offenheit leben: Auch wenn es manchmal schwerfällt, darüber zu sprechen – gehen Sie bei den Menschen, die Ihr Kind in Kita oder Schule betreuen, offen mit seiner psychischen Erkrankung um. Das Umfeld kann dann manche Situationen und Verhaltensweisen besser verstehen und darauf reagieren.  
  • Teamarbeit anstreben: Der enge Kontakt zu Bezugspersonen in Kita oder Schule ist wichtig, ebenso zu den behandelnden Ärzten und Therapeuten.
  • Zurückhaltung üben: Das Kind immer wieder aktiv mit seiner Krankheit zu konfrontieren ist sicherlich keine gute Idee. Sie sollten ihm aber stets die Möglichkeit geben, darüber zu reden. Wenn es soziale Probleme hat, könnte man zum Beispiel fragen: Wie war es denn heute? Mit wem hast du gespielt? Was hast du gemacht? Möchtest du mir was erzählen? Wie hast du dich gefühlt?
  • Im Gespräch bleiben: Problematisch ist, ein Gesprächsangebot über die Krankheit generell zu vermeiden und sich nur auf die ärztliche und psychologische Therapie zu verlassen. Tabus tragen eher dazu bei, dass das Thema größer und angstbesetzter wird. Familie spielt immer eine zentrale Rolle – und somit auch das tägliche Miteinander und Nachfragen.
  • Für sich selbst sorgen: Wenn geliebte Menschen psychisch erkranken, ist das auch für Angehörige eine herausfordernde Situation. Eltern sollten versuchen, möglichst viel für sich zu tun – auch mal zum Sport gehen, sich einen Gesprächskreis oder eine Selbsthilfegruppe suchen. Es ist wichtig, selbst Energie zu tanken, um für das erkrankte Kind auch weiterhin gut sorgen zu können.
Großeltern, Eltern und Kindern.

Familiencoach Depression

Hilfe beim Umgang mit depressiven Angehörigen.

Hilfe für Kids und Angehörige

  • In Erziehungs- und Familienberatungsstellen finden Sie Unterstützung, wenn es um die Probleme von Kindern, Jugendlichen und in der Familie geht. Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung bietet eine Übersicht zu Angeboten in Ihrer Nähe und die Möglichkeit einer Onlineberatung für Jugendliche und Eltern.
  • Das Projekt psychenet – Hamburger Netz psychische Gesundheit erläutert Hintergründe und Therapiemöglichkeiten zu psychischen Krankheiten. Zudem gibt es einen Überblick zu ambulanten, stationären und teilstationären Angeboten speziell für Kinder und Jugendliche – und Hilfsangebote im akuten Krisenfall.
  • Bei manchen psychischen Erkrankungen wie ADHS, Ängsten, Depressionen oder Essstörungen kann manchmal eine Kinder- und Jugendreha notwendig sein.
  • Selbsthilfegruppen für Eltern finden Sie bei NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen). Einfach unter Selbsthilfegruppen „Psychisch kranke Kinder“ oder „Angehörige psychisch Kranker“ und Ihrem „Wohnort“ suchen.
  • Die Bundes-Psychotherapeutenkammer bietet einen „Elternratgeber Psychotherapie“ als PDF zum kostenlosen Download an.  

Letzte Änderung: 09.03.2022