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Angela Homfeldt

Achtsamkeit hat mich durch die härteste Zeit meines Lebens gebracht

InterviewLesezeit: 1:30 min.

Alles schnell erledigen, am besten mehrere Dinge gleichzeitig tun – viele Menschen fühlen sich durch die täglichen Anforderungen an sie gestresst und erschöpft. Das sogenannte Achtsamkeitstraining hilft bei der Stressbewältigung. Die Achtsamkeitstrainerin Angela Homfeldt erklärt, warum Achtsamkeit wichtig ist und wie man sie auch im Alltag praktizieren kann.

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Die Expertin zum Thema

Angela Homfeldt

Zertifizierte Achtsamkeitstrainerin
Meditations- und Yogalehrerin sowie Diplom-Ökonomin in Essen

Frau Homfeldt, was versteht man unter dem Begriff Achtsamkeit?

Redaktion

Achtsam zu sein bedeutet, die Wahrnehmung auf das „Hier und Jetzt“ zu richten. Bin ich gedanklich wirklich im „Jetzt“? Es geht darum, eine andere Haltung zu gewinnen: Mit der Achtsamkeit kann ein anderer Blickwinkel auf die alltäglichen Dinge entstehen. Man nimmt die Rolle des neutralen, wertfreien Beobachters an. Das Gefühlsdrama, in dem wir uns sehr häufig befinden, wenn wir Stress haben, bleibt so aus. Voraussetzung ist, dass wir die Situation zunächst neutral beobachten und wahrnehmen. Daher werden die Beobachtung und die Wertfreiheit im Achtsamkeitstraining besonders geschult. Das Achtsamkeitstraining ist also viel mehr als ein Entspannungsverfahren. Es ist ein Werkzeug, um mit schwierigen Situationen im Alltag gelassener umzugehen.

Angela Homfeldt

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In welcher schwierigen Situation hat die Achtsamkeit Ihnen geholfen?

Redaktion

Ich war 39 Jahre alt, arbeitete Vollzeit, hatte zwei kleine Kinder und die Diagnose: Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Es ging mir körperlich nicht gut. Und ich hatte Angst. Ich hatte das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Mein Kopf kam nicht mehr zur Ruhe, ich konnte nicht mehr schlafen. „Entspann dich mal“, rieten mir Freunde immer wieder. Aber daran war nicht zu denken. Eine Ärztin schickte mich schließlich zu einem Achtsamkeitscoach. 

Angela Homfeldt

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Und der hat geholfen?

Redaktion

Er hat mir beigebracht, zu meditieren. Ich war neugierig, kaufte mir Bücher zum Thema und buchte einen Kurs. Dann habe ich begonnen, jeden Tag zehn Minuten zu meditieren. Anfangs war das eine echte Herausforderung. Aber nach drei Wochen habe ich gemerkt, dass es mir besser geht. Und ich habe weitergemacht.

Angela Homfeldt

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Viele Menschen tun Meditation als esoterischen Kram ab.

Redaktion

Für mich muss Meditation nichts mit „Om“ zu tun haben. Es ist vielmehr ein Mentaltraining, das man üben muss – nur dann hat man es in schwierigen Situationen parat. Mich hat Achtsamkeitstraining letztlich durch diese härteste Zeit meines Lebens gebracht. Heute bin ich gesund und arbeite selbst als Achtsamkeitscoach. Ich möchte meine Erfahrungen und mein Wissen an andere weitergeben – Achtsamkeit für alle.

Angela Homfeldt

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In welchen Bereichen wird Achtsamkeitstraining eingesetzt?

Redaktion

Achtsamkeitstraining wird vor allem zur Stressbewältigung eingesetzt, denn Stress kann langfristig krank machen. Sehr viele Menschen leiden unter typischen Stresssymptomen wie Erschöpfung, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Bluthochdruck, Gereiztheit, Rücken- oder Kopfschmerzen. Das Achtsamkeitstraining dient somit als Burnout-Prävention, kann aber Menschen auch aus dem Burnout herausführen. Die Betroffenen lernen, ihre persönlichen Grenzen zu erkennen und sie auf eine freundliche Weise zu akzeptieren. Häufig wird das Achtsamkeitstraining außerdem bei Schmerzpatienten angewendet. Durch das Training erlernen sie den Umgang mit ihren Schmerzen und mit dem eigenen Körper.

Angela Homfeldt

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Wie genau „funktioniert“ Achtsamkeit?

Redaktion

Durch ein regelmäßiges Achtsamkeitstraining kann man das Gewohnheitsmuster im Denken und Handeln in Stresssituationen nachhaltig verändern. Es ist eine Art Gehirnjogging, bei dem in den Meditationsübungen gleichzeitig der Ruhebereich im Gehirn trainiert wird. Durch eine „Es ist wie es ist“-Haltung gewinnt man Abstand zu der aktuellen Stresssituation. Gelassenheit entsteht. Wertende Gedanken und damit verbundene Gefühle werden schwächer, das Drama und die Stresssituation bleiben aus. Wir ruhen stärker in unserer Mitte. Das alles passiert aber nicht von jetzt auf gleich. Es ist ein Prozess, der sich erst nach Wochen regelmäßigen, möglichst täglichen Trainings einstellen kann.

Angela Homfeldt

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Vielen Menschen mangelt es an Zeit. Wie bekommt man im überfüllten Terminkalender nun auch noch die Achtsamkeit unter?

Redaktion

Ich versuche, mir immer wieder Auszeiten – ich nenne sie „kleine Ruheinseln“ – im Alltag zu schenken. Meistens meditiere ich in der Mittagspause oder am frühen Abend noch einmal, falls es in den Tag passt. Das schenkt mir Frische und Entspannung für den Abend. Man kann aber auch gleich am Morgen beginnen: Nimm beim Aufwachen wahr, welches Nasenloch „offener“ ist. Versuche dann bewusst, tief durch das offenere Nasenloch zu atmen. Dabei bleibst du noch einige Minuten im Bett liegen. Deine Aufmerksamkeit ist auf deine Atmung gerichtet, bevor dein Tag startet. Wenn andere Gedanken kommen, versuche diese für diesen Moment beiseite zu schieben und immer wieder zur Nasenatmung zurückzukehren.

Angela Homfeldt

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