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Hodenkrebs – Experte Prof. Rübben über Ursachen und Symptome

InterviewLesezeit: 3:00 min.
Mann im Gespräch mit einem Arzt.

Bildnachweis: © istockphoto.com / Korrawin

Prof. Dr. Herbert Rübben von der Klinik für Urologie der Helios Marien Klinik Duisburg zählt zu den renommiertesten Uroonkologen Deutschlands. Im Interview sagt er, welche Ursachen und Symptome Hodenkrebs hat – und rät: Junge Männer sollten keine Angst vor der Diagnose haben, denn Hodenkrebs ist fast immer heilbar.

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Der Experte zum Thema

Prof. Dr. Herbert Rübben

Sektionsleiter Uro-Onkologie
Helios Klinikum Duisburg

Wie viele Männer sind von Hodenkrebs betroffen?

Redaktion

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 3.900 Männer an Hodenkrebs, doch es sterben außergewöhnlich wenige daran. Hodenkrebs bekommen Männer in jungen Lebensjahren, bis zum Alter von etwa 45. Die Krankheit ist fast immer heilbar, auch in einem fortgeschrittenen Stadium.

Prof. Dr. Herbert Rübben

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Welche Ursachen hat Hodenkrebs?

Redaktion

Die Ursachen sind nicht bekannt. Es gibt eine gewisse Häufung unter Verwandten, aber eine genetische Ursache konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Dennoch sollten männliche Verwandte bei sich selbst auf Warnsignale achten, wenn Hodenkrebs in der Familie auftritt. Ein Mann, dessen Bruder einen Hodentumor hatte, muss sich aber keine großen Sorgen machen, dass er ebenfalls erkrankt.

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Doch es gibt Risikofaktoren.

Redaktion

Ja. Ein Risikofaktor ist ein Hodenhochstand. Wenn ein Junge auf die Welt kommt und die Hoden nicht im Hodensack liegen, sondern im Bauchraum, und wenn sie nicht innerhalb des ersten Lebensjahrs in den Hodensack sinken, erhöht dies das Risiko für die Entstehung eines Hodenkarzinoms.

Prof. Dr. Herbert Rübben

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Lässt sich dieses Risiko verringern?

Redaktion

Wenn man den Hodenhochstand sehr früh behebt, ist das Risiko geringer. Verbummelt man diese Operation jedoch – sagen wir, der Patient kommt im Alter von 20 Jahren und der Hoden liegt immer noch im Bauchraum – würde man ihn entfernen und nicht mehr herunterholen. Wenn ein Hoden so lange im Körperinneren lag, erhöht sich das Risiko, dass sich darin ein Tumor bildet. Einen Hodenhochstand erkennt man heute aber eigentlich immer bei den Kinder- und Jugenduntersuchungen. Es gibt jedoch ein „Medizinloch“ ab dem fünften Lebensjahr, in dem keine regelmäßigen Untersuchungen mehr stattfinden. Genau das ist die Zeit, in der sich Hodentumoren entwickeln.

Prof. Dr. Herbert Rübben

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Arzt und Ärztin schauen gemeinsam auf einen Laptop

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Gibt es weitere Ursachen? Immer wieder ist beispielsweise die negative Wirkung von Handystrahlen im Gespräch.

Redaktion

Ob Handystrahlen eine schädigende Wirkung haben, ist nicht belegt. Jede Strahlung kann in jedem Organ einen Tumor erzeugen, vor allem radioaktive Strahlen und die Strahlen, die man in der Medizin braucht. Jeder Reiz kann eine Ursache für einen Tumor sein. Aber das ist beim Hodentumor nicht nachgewiesen.

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Welche Symptome zeigen sich bei Hodenkrebs?

Redaktion

Das ist das Tückische: Er macht fast keine Symptome. Meistens fällt ein Knoten im Hoden zufällig der Freundin oder Frau des Betroffenen auf. Oft entdecken die Männer ihn auch beim Duschen. Grundsätzlich gilt: Jeder Knoten im Hoden ist tumorverdächtig. Bei Knoten, die sich im Hodensack außerhalb des Hodens befinden, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um Tumoren. Grundsätzlich sollte man aber jede Veränderung von einem Arzt kontrollieren lassen.

Prof. Dr. Herbert Rübben

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Könnten auch geschwollene Lymphknoten auf Hodenkrebs hindeuten?

Redaktion

Kaum. Bei Hodenkrebs würden die ersten Lymphknoten-Metastasen in der Nierenregion zu finden sein. Das heißt: Man kann sie gar nicht ertasten. Das Symptom für Hodenkrebs ist ein Knoten im Hoden, den man tastet. Darum sollten sich alle jungen Männer regelmäßig selbst untersuchen.

Prof. Dr. Herbert Rübben

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Was raten Sie Jungen und Männern, außer sich selbst zu untersuchen?

Redaktion

Sie sollten keine Angst vor der Diagnose haben, weil man Hodenkrebs im Frühstadium immer behandeln kann – meistens indem man den Hoden entfernt. Dann braucht man keine Strahlentherapie, keine Chemotherapie und keine große Operation. Das ist in den meisten Fällen so. Bei Patienten, die Metastasen oder eine schlechte Ausgangssituation haben, weil der Tumor sehr groß oder schon in den Nebenhoden gewachsen ist, muss man überlegen, ob man sicherheitshalber frühzeitig eine Chemotherapie macht. Denn etwa 30 Prozent der Betroffenen erleiden einen Rückfall. Auf keinen Fall sollte man eine Therapie verzögern. Wenn in einem Hoden ein Tumor vorlag, sollte lebenslang der andere Hoden mitkontrolliert werden. Es sind aber äußerst selten beide Hoden betroffen.

Prof. Dr. Herbert Rübben

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Letzte Änderung: 04.11.2022