Abonnieren Sie den vigo-Newsletter. Wir halten Sie zu allen interessanten Gesundheitsthemen auf dem Laufenden!

Wir verwenden Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.

Cyber-Mobbing: Digitaler Angriff

ArtikelLesezeit: 4:00 min.
Zwei junge Frauen schauen besorgt auf ihre Smartphones.

Bildnachweis: © stock.adobe.com / Antonioguillem

Peinliche Videos, anzügliche Nachrichten oder Drohungen: Cyber-Mobbing hat viele Gesichter. Was dahintersteckt, wie viele Jugendliche in Deutschland es schon erlebt haben und was dagegen helfen kann. Wir haben Tipps für Eltern.

Was ist Cyber-Mobbing?

Cyber-Mobbing, auch Cyber-Bullying genannt, meint absichtliches Beschimpfen, Bedrohen oder Belästigen. Das geht über eine längere Zeitspanne hinweg – und zwar im virtuellen Raum. Dabei ist egal, ob es sich um fiese Nachrichten in sozialen Netzwerken handelt, sexualisierte Inhalte in Messengerdiensten wie WhatsApp oder um bloßstellende Clips auf Videoplattformen. Auch das Verbreiten von Gerüchten oder unerwünschte Anrufe auf dem Handy gehören dazu.

Die Attacken werden gezielt verbreitet und richten sich gegen bestimmte Personen. Der Täter bleibt dabei meist anonym. Oft kennen sich Opfer und Täter jedoch aus dem realen Leben. Sie können Leute aus Sportverein, Schule oder Nachbarschaft sein.

Angriff aus dem Nichts

Einen bestimmten Anlass hat das Cyber-Mobbing nicht unbedingt – ebenso wenig wie Mobbing im realen Leben. In vielen Fällen fängt das Mobbing online an und verfestigt sich dann offline oder umgekehrt. Oft geht es den Tätern schlicht darum, das Opfer auszugrenzen, sich mächtig zu fühlen oder andere zu beeindrucken.

Von Cyber-Mobbing abzugrenzen ist das sogenannte Cyber-Grooming. Dabei geht es den Tätern vorrangig darum, das Vertrauen ihrer oft minderjährigen Opfer zu gewinnen. Anschließend finden meist sexuelle Übergriffe oder Missbrauch statt – online oder offline.

Wie häufig ist Cyber-Mobbing?

Eine einheitliche Definition von Cyber-Mobbing gibt es bisher nicht. Daher sind Studien zu dem Phänomen schwer vergleichbar. Repräsentative Zahlen liefert unter anderem die aktuelle JIM-Studie (JIM steht für Jugend, Information, Medien). Sie untersucht, wie Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland mit Medien umgehen. Die Erhebung enthält auch Daten zu Cyber-Mobbing.

Jeder zehnte Jugendliche Opfer von Cyber-Mobbing

Nach der JIM-Studie hat schon etwa jeder zehnte befragte Teenager Cyber-Mobbing erlebt. Mädchen sind etwas häufiger betroffen als Jungen.

Mehr als ein Drittel der Jugendlichen gibt an, dass jemand aus dem eigenen Umfeld im Internet absichtlich gemobbt wurde.

Laut der JIM-Studie hat fast jeder Dritte schon erlebt, dass beleidigende oder falsche Sachen über die eigene Person im Netz oder per Smartphone verbreitet wurden – mit oder ohne Absicht. Knapp jeder Fünfte berichtet, dass jemand ohne Einwilligung beleidigende Bilder oder Videos von ihm gepostet hat.

Cyber-Mobbing nimmt zu

Das Bündnis gegen Cybermobbing e. V. hat für seine 2020 veröffentlichte Studie „Cyberlife III“ ebenfalls Schülerinnen und Schüler zu Cyber-Mobbing befragt. Demnach geben sogar rund 17 Prozent an, dies schon erlebt zu haben. Das sind umgerechnet etwa zwei Millionen Jugendliche. Im Vergleich zur drei Jahre älteren Vorgängerstudie ist der Anteil um knapp fünf Prozent gestiegen.

Dass Mobbing und Hassbotschaften im Netz zunehmen, bestätigt auch die aktuelle JIM-Studie.

Die Pandemie könnte das Problem noch verschärfen, warnen Fachleute. Denn Kinder und Jugendliche verbringen (notgedrungen) noch mehr Zeit im Internet und pflegen soziale Kontakte auf verschiedenen Plattformen.

Was unterscheidet Cyber-Mobbing von Mobbing im direkten Kontakt?

In vielen Punkten ähnelt sich das Mobbing. Es ist unstrittig, dass beide Formen extrem belastend sind und krank machen können. Einige Punkte wiegen beim Online-Mobbing besonders schwer:

  • Über digitale Kanäle kann der Täter das Opfer rund um die Uhr kontaktieren.
  • Im Internet erreichen Beleidigungen und Co. ein riesiges Publikum.
  • Die Inhalte verbreiten sich schnell und lassen sich kaum wieder löschen.
  • Der Angreifer kann leicht anonym bleiben.
  • Der Absender muss sich nicht mit der Reaktion des Opfers auseinandersetzen (Angst, Verzweiflung, Wut, Trauer etc.).

Damit Ihr Kind lernt, sich zu behaupten, bietet die AOK das kostenfreie Onlineprogramm „be yourself“ an. Es soll Jugendliche drei Wochen lang anleiten, selbstbewusst aufzutreten. Nach einem Selbsttest liefert ein E-Coach den Teilnehmenden Infos, Übungen und Challenges. Gedacht ist das Programm für junge Leute ab 15 Jahren. Auch wer nicht bei der AOK versichert ist, kann teilnehmen.

Ist Cyber-Mobbing strafbar?

Aktuell ist Cyber-Mobbing in Deutschland noch kein eigener Straftatbestand. Doch im Strafgesetzbuch sind einige Gesetze festgeschrieben, die auch im Kontext von Cyber-Bullying relevant sind. Zu nennen sind beispielsweise Beleidigung, Verleumdung sowie Nötigung und Bedrohung.

Auch Gewaltdarstellungen sowie Verletzungen des Persönlichkeitsrechts, des Rechts am eigenen Bild oder am eigenen Namen kommen in Betracht. Solche Tatbestände können mit Geld- und Freiheitsstrafen geahndet werden. Dafür ist es wichtig, die Vorgänge möglichst genau zu dokumentieren.

Wie kann ich mein Kind vor Cyber-Mobbing schützen?

Das Risiko, von Cyber-Mobbing betroffen zu sein, lässt sich bereits mit ein paar einfachen Tipps senken. Sensibilisieren Sie Ihr Kind für mögliche Gefahren in der Online-Kommunikation und sprechen Sie über ein paar sinnvolle Regeln:

  • Sparsam mit sensiblen Daten umgehen. Je mehr man preisgibt, umso angreifbarer macht man sich.
  • Freundschaftsanfragen gründlich prüfen und nur gute Bekannte aus dem realen Leben akzeptieren.
  • Private Daten wie Adresse, Handynummer oder Mailadresse mit Klarnamen nur mit echten Freunden teilen.
  • Gleiches gilt für Fotos und Videos.
  • Profile so einstellen, dass nur das Netzwerk die Informationen sieht. In den Benutzereinstellungen gibt es oft eine Menge Optionen, um die Profile auf „privat“ zu stellen.
  • Fake-Profile mit eigenen Daten wie Name und Bilder sperren lassen.
  • Nutzer blockieren, die beleidigende oder unangemessene Inhalte schicken und diese beim Betreiber der Website melden.
Weiblicher Teenager leigt auf dem Bett und schaut auf einen Laptop

Immer On?

Onlinesucht an Schulen vorbeugen.

Was tun, wenn mein Kind Cyber-Mobbing erlebt?

Sie haben den Verdacht, dass Ihr Kind oder jemand aus dem Umfeld von Online-Mobbing betroffen ist? Diese Handlungsempfehlungen helfen, mit der Situation umzugehen.

Hinweis: Cyber-Mobbing ist ein komplexes Feld, jeder Fall verschieden. Die aufgeführten Tipps können daher keine individuelle, professionelle Beratung ersetzen. Nehmen Sie Kontakt mit Beratungsstellen oder Psychologen auf, wenn Sie sich der Situation nicht gewachsen fühlen.

Kontakt suchen

Haben Sie ein offenes Ohr! Lassen Sie Ihr Kind beschreiben, was passiert ist. Versuchen Sie sich ein möglichst genaues Bild von der Situation zu machen. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es nicht allein mit dem Cyber-Mobbing fertig werden muss.

Selbstbewusstsein stärken

Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass es das Cyber-Mobbing nicht tolerieren muss. Es soll keine psychischen Schäden davontragen. Die Attacken hören meist nicht von selbst auf und eventuell gibt es noch weitere Opfer, die es zu schützen gilt.

Mobbingverdacht ansprechen

Thematisieren Sie das Mobbing bei Lehrern, im Verein und im Bekanntenkreis. Das schüchtert die Täter oft ein, sodass das Mobbing aufhört.

Nicht provozieren lassen

Nehmen Sie Beiträge ernst, in denen Ihr Kind beleidigt oder gar bedroht wird. Antworten Sie aber nicht darauf. Das schenkt unnötig Aufmerksamkeit.

Beweise sammeln

Sichern Sie Nachrichten, Chats, Fotos oder andere belastende Inhalte per Screenshot. Halten Sie fest, wann und auf welcher Plattform das passierte und was Sie über den Absender der Inhalte wissen.

Durchgreifen

Gibt es schwerwiegende, langanhaltende Mobbing-Attacken, sollten Sie Fachleute zurate ziehen. Das können Sozialarbeiter in der Schule sein oder in besonders schweren Fällen auch die Polizei. Dort können Sie auch Anzeige erstatten.

Anlaufstellen für mehr Informationen

  • SCHAU HIN! hilft Eltern bei der Medienerziehung. Hier bekommen Sie Tipps, wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können, Handy, Internet & Co. sinnvoll zu nutzen. 
  • Die AOK Rheinland/Hamburg unterstützt als Gesundheitspartner Schulen, Lehrkräfte und Schüler mit Fortbildungen und Workshops zum Thema Cybermobbing. Eltern erhalten auf digitalen Elternabenden nützliche Tipps zu Sicherheit und Risiken in der digitalen Welt.
  • Informationen, kostenlose Broschüren und Hilfsangebote für Eltern, Kinder und Jugendliche bietet die Initiative klicksafe.
  • Auf der Online-Beratungsplattform JUUUPORT helfen sich Jugendliche gegenseitig bei Problemen im Internet.
  • Das Bündnis gegen Cybermobbing veröffentlicht Ratgeber, Studien, Vorträge und vieles mehr.
  • Der Verein Cybermobbing-Hilfe e.V. wurde von einem betroffenen Schüler gegründet. Er setzt sich für Betroffene ein und gibt Tipps und Hilfestellungen.
  • Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e. V. bietet Eltern und ihren Kindern Unterstützung bei Fragen und Problemen in der Familie.

Letzte Änderung: 07.05.2021